So chaotisch wird's in der Cramer-Klett-Straße
Mega-Staufalle in der City: Anwohner und Autofahrer schütteln die Köpfe über die geplante Öffnung für den Gegenverkehr.
NÜRNBERG Das wird die Mega-Staufalle in der Sebalder Altstadt. Die bisherigen Einbahnstraßen Innere Cramer-Klett-Straße und die Beckschlagergasse sollen für den Gegenverkehr Richtung Innenstadt geöffnet werden. Mit dieser umstrittenen Maßnahme, die der Verkehrsausschuss jetzt beschlossen hat, soll der Raserei in der Tempo-30-Zone ein Ende gesetzt werden. 70.000 Euro kostet der Ausbau der Straße zur Staufalle für die 11000 Autos, die jeden Tag stadtauswärts fahren. 1000 Autos täglich, so die Hochrechnung, werden es künftig in der Gegenrichtung sein.
Bei den Autofahrern ist diese Änderung noch gar nicht richtig angekommen. Sie können sich gar nicht vorstellen, dass aus der zweispurigen Einbahnstraße nun eine einspurige Fahrbahn mit Gegenverkehr wird. Ungläubiges Kopfschütteln war die häufigste Reaktion bei einer Umfrage der AZ.
„Schwachsinn“, schimpfte die Anwohnerin Ursula Seidel (51). „Seit Jahren ist die Straßenführung so. Warum soll sie jetzt für viel Geld geändert werden?“ Auch Irmgard Siebert und ihr Mann Walter (beide 55) sind verärgert. Sie prophezeien ein Verkehrs-Chaos allererster Güte. „Die Straße ist ohnehin schon vollgeparkt und der Bus kommt kaum vorbei. Jeden Nachmittag haben wir schon jetzt einen ellenlangen Stau. Und nun soll hier auch noch der Gegenverkehr rein? Das wird ganz schlimm werden!“
Erst 1965 wurde die Straße zur Einbahnstraße
Das Geld hätten die Straßenplaner lieber in einen Radweg investieren sollen, meint Walter Siebert. „Als Radler riskiert man hier sein Leben.“ Das sieht Eva Rosenbauer (36) auch. Die überzeugte Radfahrerin kommt jedoch zu einem gänzlich anderen Ergebnis. Sie hofft, dass die Autos dann nicht mehr so rasen. „Alles, was stört, ist gut! Sollen die Leute doch Fahrrad fahren!“
Der Inhaber des Caféhauses „fritz-kola“, Bastian Bartmann (29), sieht die neue Regelung pragmatisch. „Jeden Tag fahren hier mindestens zehn Autos in die falsche Richtung. Die bemerken nämlich gar nicht, dass das hier eine Einbahnstraße ist. Die dürfen das dann wenigstens offiziell.“
Margarethe Hormes (77) kennt die Straßen noch ohne Einbahnverkehr. „Früher stand in der Straßenmitte eine Häuserzeile, die im Krieg weggebombt wurde. Oben führte die Vordere Beckschlagergasse vorbei und unten die Hintere. Das waren ganz schmale Gässchen, durch die sich der Verkehr zwängte.“ Erst 1965 wurde die Straße verbreitert und zur Einbahnstraße. „Und das muss auch so bleiben“, sagt sie. „Bei der neuen Lösung stehen einem doch die Haare zu Berge.“ StS
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