Skurriler Prozess in Bayern: Zwischen Mord und schwarzer Magie

Warum musste eine Frau sterben, die der Angeklagten zum Verwechseln ähnlich sah? In Ingolstadt rätselt man weiter im Fall des Doppelgängerinnen-Verbrechens. Und plötzlich gibt es da auch noch die DNA eines weiteren Mannes.
von  Patrick Guyton
Die angeklagte Frau kommt zum Mordprozess um die Tötung einer Doppelgängerin.
Die angeklagte Frau kommt zum Mordprozess um die Tötung einer Doppelgängerin. © Cornelia Hammer/dpa

Ingolstadt – Schon seit Januar wird in Ingolstadt im Doppelgängerinnen-Mordprozess verhandelt. Eine 25-jährige Frau und ein gleichaltriger Mann sind angeklagt, im August 2022 Khadidja O. (23) in einem Waldstück bei Heilbronn bestialisch erstochen zu haben.

Das Motiv laut Anklage: Schahraban K. wollte ihren eigenen Tod vortäuschen, um unterzutauchen und ein neues Leben zu beginnen.

Mit dem für Dienstag geplanten Plädoyer der Anklage wurde es wieder nichts, vielmehr nimmt das Verfahren immer bizarrere Wendungen. Alles dreht sich nun um schwarze Magie.

Die Kernfrage: Glaubte Schahraban K. an magische Praktiken und hat das mit dem Mord zu tun? Immerhin hatte die Deutsch-Irakerin laut Beweisaufnahme schriftlich Kontakt mit einem angeblichen schwarzen Magier in Ägypten.

Fantasieschrift mit DNA

Und in ihrem Auto – in dem das Opfer in einen Wald und nach dem Mord nach Ingolstadt gefahren worden war – wurden zwei als "Briefchen" bezeichnete Schriftstücke gefunden.

Eine Sachverständige stellte fest, dass es sich um eine Fantasieschrift handelt. So etwas werde von Magiern verwendet, die Analphabeten sind.

Auf einem der Zettel befindet sich die DNA von Schahraban K. Was könnte das bedeuten? Gar nichts, meint ihr Verteidiger Johannes Makepeace. Wenn sie im Auto nur einmal geniest hat, hätte die DNA dort landen können.

Die Zettel-Untersuchung bringt nun aber eine für Prozess-Insider fast elektrisierende neue Information. Es findet sich auch die DNA eines Mannes darauf, der per Datenabgleich identifiziert wurde – von Ali R. aus Hessen, der schon mit der Polizei zu tun hatte, über den aber im Gerichtssaal niemand etwas weiß.

Nun wird ein weiterer Mann ins Gericht geladen

Die Anwälte des mutmaßlichen Täters oder Mittäters Sheqir K., der zweifelsfrei zugestochen hat, versuchen wiederum, seine einstige Bekannte reinzuziehen. "Bei schwarzer Magie wird eventuell ein Menschenopfer verlangt", meint Anwalt Thilo Bals in einer Pause. Und suggeriert, dass Schahraban K. dieses Menschenopfer liefern wollte, um ihren Mann zurückzubekommen. Folgt man dieser Theorie, so wäre sie die Anstifterin.

Auch ein Mann ist angeklagt, das Opfer erstochen zu haben.
Auch ein Mann ist angeklagt, das Opfer erstochen zu haben. © Cornelia Hammer/dpa

Makepeace liest die Übersetzung eines – neu aufgetauchten – kryptischen Telefonats von K.s Ex-Mann mit dessen Tante vor. Dieser erzählt darin vom "Schutzzauber". Der Anwalt meint, dass die schwarze Magie also von dem Mann und nicht von seiner Mandantin ausgegangen ist.

Wie dem auch sei, kommende Woche wird Ali R. geladen. Vielleicht sagt er nicht, ob er ein Magier ist, aber warum sich seine DNA auf dem Briefchen befindet.

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