Skurrile Auktion: Diktatoren als Deko

Stalin, Gottwald, Lenin: Im schwäbischen Gundelfingen werden kolossale Skulpturen von Ostblock-Herrschern versteigert. Das Interesse in Russland und Asien ist groß
Natalie Kettinger |
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Statuen von Diktatoren: Josef Stalin und Antonín Zápotocký.
auktionspunkt.de Statuen von Diktatoren: Josef Stalin und Antonín Zápotocký.

Gundelfingen - Mindestens 58.000 Euro soll er kosten, Josef Stalin, der russische Massenmörder, dessen "Säuberungen" rund 20 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Klement Gottwald, der kommunistische Diktator der Tschechoslowakei ist billiger: Das Anfangsgebot für ihn liegt bei 16.000 Euro.

Im schwäbischen Gundelfingen (Kreis Dillingen) werden demnächst kolossale Steinskulpturen mehrerer Ostblock-Herrscher versteigert, darunter auch das Lenin-Standbild aus Granit, das bis 1991 auf dem Wiener Platz in Dresden stand. Die Dreier-Konstellation – der Gründer der UdSSR, flankiert von zwei unbekannten Arbeitern – ist mit einem Startaufruf von 150 000 Euro der teuerste Posten der ungewöhnlichen Auktion.

Die Geschichte der Sammlung ist durchaus skurril: 1992 reist der Gundelfinger Steinmetz-Meister Josef Kurz nach Römerstadt in der damaligen Tschechoslowakei. Der Bürgermeister fragt, ob er nicht irgendeine Verwendung für den 3,70 Meter großen Sandstein-Stalin habe, der seit Jahren in einem Heuschober lagere. Gegen eine Spende für das örtliche Krankenhaus nimmt Kurz den Diktator mit nach Bayern.

Das mediale Interesse ist groß – und in der Folge wird Kurz noch häufiger um Asyl für Statuen ehemaliger sozialistische Herrscher gebeten. Schließlich besitzt er die größte Kollektion dieser Art in ganz Deutschland. Seinen Plan, sie in einem Skulpturen-Park auszustellen, nimmt der Steinmetz jedoch 1995 mit ins Grab.

Erste Anfragen liegen schon vor

Nun wollen die Erben die Stein-Figuren verkaufen und haben damit das Potsdamer Auktionshaus "Auktionspunkt" beauftragt. "Uns ist durchaus bewusst, dass dafür nur eine extrem kleine Klientel in Frage kommt", sagt Inhaber Frank Ehlert. "Aber es gibt solche Menschen: Oligarchen, reiche Geschäftsleute.

In den USA wurde gerade für sieben Millionen Dollar ein knieender Hitler versteigert." Das müsse nicht zwangsläufig heißen, dass die Käufer mit den Dargestellten sympathisierten. "Auch ein Sandstein-Stalin ist irgendwie Kunst", sagt Ehlert. Die ersten Anfragen aus Russland und dem asiatischen Raum liegen schon vor.


Die Auktion findet am 17. Juni ab 13 Uhr in Gundelfingen, Peterswörther Str. 9, statt. Infos: auktionspunkt.de

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