Für immer Schluss: Skigebiet in Bayern schließt für immer – was sind jetzt die Folgen für die Region?

Dänische Skifans adieu? Der Verlust von Buchungen sei vorprogrammiert. Wie es in Berchtesgaden nach dem Jenner-Aus weitergehen könnte.
von  Kilian Pfeiffer
"Familien und Skianfänger finden weiterhin eine gute Infrastruktur in den Skigebieten”, heißt es vom Bergerlebnis Berchtesgaden, wie hier etwa am Roßfeld.
"Familien und Skianfänger finden weiterhin eine gute Infrastruktur in den Skigebieten”, heißt es vom Bergerlebnis Berchtesgaden, wie hier etwa am Roßfeld. © Kilian Pfeiffer

Schönau am Königssee - "Der Jenner fehlt uns”, sagt Franz Christian Brander vom Alpensport-Hotel Seimler in Berchtesgaden. Die skibegeisterten Dänen waren im Winter immer ein gutes Publikum im Hotel. Mit dem Aus des alpinen Skibetriebs könnte sich einiges ändern.

Das sagen auch große Reiseanbieter wie Eurotours auf Nachfrage: "Der Verlust von Buchungen" sei "leider vorprogrammiert." Beim Bergerlebnis Berchtesgaden möchte man mit Hoteliers nun verstärkt zusammenarbeiten. "Neue Produkte" sind in der Entwicklung.

Kein Skibetrieb mehr am Jenner in Bayern mehr

Für Franz Christian Brandner sind ausländische Gäste eine wichtige Einnahmequelle. Im Winter, wenn es touristisch ruhig ist, kamen sie immer zum Skifahren. Der Jenner ist das größte Skigebiet in der Region mit dem größten Anziehungsfaktor: "Das Zugpferd", sagt Brandner. In der kommenden Saison gilt das nicht mehr, weil die Beschneiung eingestellt wird und die Präparierung der Pisten ebenfalls.

"Seit mehr als 20 Jahren haben wir gute Verträge mit großen Anbietern von Reiseveranstaltungen", sagt Franz Christian Brandner. Auf der Webseite seines Hotels heißt es: "Für die Anspruchsvolleren bieten unsere Berge Sommer wie Winter alles, was zu einem aktiven Urlaub rund um die Alpen dazugehört." Schnee von gestern?

Die Dänen lieben den Jenner in Bayern: Fallen jetzt Buchungen weg?

Vor allem die Dänen nutzten die vergleichsweise günstigen Angebote, um in Berchtesgaden das Skifahren zu erlernen. Oft kamen sie mit großen Bussen: Unterkunft im Sporthotel, tagsüber waren sie auf den Skiern und den heimischen Pisten unterwegs.

"Dafür eignet sich die Region sehr gut", sagt der Hotelier. Neben dem Jenner gibt es weitere Skigebiete, deutlich kleiner zwar, aber sehr beliebt bei Einsteigern: Roßfeld, Hochschwarzeck, Obersalzberg oder Götschen.

Der Jenner eignete sich auch für die Zeit danach, für Fortgeschrittene etwa: "Da konnte man das Skifahren dann richtig lernen und trainieren", sagt Franz Christian Brandner.

Auch nach dem Aus des Jenner in Bayern: Verbundkarte wird bleiben

Hinzu kommt: Es existiert eine Liftverbundkarte, mit der sich alle Skigebiete des Berchtesgadener Talkessels nutzen lassen. Für den Jenner gilt die Karte auch künftig. Der Schönauer Hausberg wird darin mit neuem Konzept vertreten sein, bestätigt Wilfried Däuber vom Seilbahnverbund Berchtesgadener Land. Die Verbundkarte wird in der kommenden Saison zwar "um ein paar Prozentpunkte teurer, aber alles im Rahmen der Inflation", bestätigt Geschäftsführer Däuber.

Wer kommt im Winter, wenn die Dänen am Jenner wegfallen? 

Aus eigener Erfahrung weiß Hotelier Brandner: "Die Dänen kamen vor allem wegen des Jenners." Seine Befürchtung ist groß, dass der Winter künftig nicht nur für ihn schwierig wird, sondern auch für andere Hotels, die sich auf Wintersportler spezialisiert haben. Die Zeit von Januar bis Ostern, wenn die ausländischen Besucher in Hundertschaften aufschlugen und das Hotel dann auch in der Nebensaison gut ausgelastet war, "dafür gibt es keine Alternative".

"Wir bedauern die Einstellung des alpinen Skibetriebs am Jenner, da es sich um das modernste und größte Skigebiet im Talkessel gehandelt hat”, heißt es beim Bergerlebnis Berchtesgaden auf Anfrage. Über die zukünftigen Auswirkungen auf den hiesigen Wintertourismus nach dem Wegfall könne man aktuell noch keine Aussage treffen.

"Jenner als Ganzjahreserlebnisberg": Neue Strategie für den Winterbetrieb

Die Tourismusregion will künftig mit allen Wintersportmöglichkeiten in die Bewerbung gehen und "die Neupositionierung des Jenners als Ganzjahreserlebnisberg” in die externe Kommunikation mit aufnehmen. Parallel dazu arbeiten die Touristiker an einer erweiterten Strategie für den Winter, "um konkrete Produkte für die Nebensaison entwickeln zu können”. Dazu gehören auch Veranstaltungen abseits von Skipisten.

Das Bergerlebnis beabsichtigt mit Hoteliers und Gastgebern spezielle Produkte zu entwickeln. In den kommenden Monaten sollen die in Bearbeitung befindlichen Möglichkeiten kommuniziert werden.

Unter den Touristikern ist man überzeugt, dass Wintergäste "wegen der Schönheit der Landschaft und zum Genuss eben dieser” nach Berchtesgaden reisen: "Familien und Skianfänger finden weiterhin eine gute Infrastruktur in den Skigebieten Roßfeld, Obersalzberg, Hochschwarzeck und Götschen vor", heißt es.

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