Skifahrt auf dem Erinnerungshügel

NÜRNBERG - Das Choreografie- Kollektiv BAYERN Drei zeigt im K4-Festsaal „Gerüche der Kindheit“.
Allein auf die Nase sollte man sich nicht verlassen beim Besuch von „Gerüche der Kindheit“, denn trotz Blicken über den Spartentellerrand spielen Bewegungen im Tanztheater die Hauptrolle. Auch bei den drei Choreografen Beate Höhn (Nürnberg), Alexandra Karabelas (Regensburg) und Micha Purucker (München). Sie haben sich zu BAYERN Drei vernetzt und begeben sich in ihrem ersten gemeinsamen Projekt mit Texten des einstigen Kresnik-Dramaturgen Christoph Klimke auf die Suche nach dem Erwachsenwerden.
„Der Abend ist eine Skifahrt auf dem Erinnerungshügel,“ sagt Beate Höhn, in Nürnberg mit ihrer Truppe co>labs eine Institution. Gerüche versteht sie als Auslöser für Erinnerungen, die jeder Choreograf mit seiner Handschrift sichtbar macht: „Ich zum Beispiel habe mich bei meinem Bewegungsvokabular an Comics orientiert“, sagt Höhn. „Die verbinde ich mit meiner Jugend. Und wenn man diese Sprache auf die Körper anwendet, verhalten sie sich ganz anders.“
Damit nicht jeder nur seinen Teil abliefert, haben sich die drei Choreografen oft getroffen. Jeder erarbeitet mit zwei Tänzern eigene Szenen, die sich ineinander verschränken und wiederholt in Familienbildern gipfeln, inspiriert von den hoch stilisierten, düsteren Fotografien des amerikanischen Künstlers Gregory Crewdson. Weitere Klammern sind die Originalkompositionen des Nürnbergers DJs Ekki Electrico und Klimkes Texte, Kindergeschichten, die zum Teil live auf der Bühne gelesen werden.
Ob BAYERN Drei am Ende tatsächlich die „Gerüche der Kindheit“ gefunden haben, lässt sich zunächst am 27, 28. und 29 März um 19.30 Uhr im Festsaal des Künstlerhauses überprüfen. Später wird die Produktion auch in Regensburg und München gezeigt. Georg Kasch