Skandal um Menschenrechts-Preisträgerin

Eugenie Musayidire setzte sich für Versöhnung im Heimatland Ruanda ein – doch sie scheiterte mit dem geplanten Schulprojekt aus Spendengeldern.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Damals war sie noch „eine wunderbare Preisträgerin“: OB Ulrich Maly am 30. September 2007 bei der Verleihung des Menschenrechtspreises an Eugenie Musayidire. Heute ist er „enttäuscht“ von ihr.
dpa 2 Damals war sie noch „eine wunderbare Preisträgerin“: OB Ulrich Maly am 30. September 2007 bei der Verleihung des Menschenrechtspreises an Eugenie Musayidire. Heute ist er „enttäuscht“ von ihr.
Sorgt für handfesten Rathaus-Skandal: Eugenie Musayidire
Berny Meyer 2 Sorgt für handfesten Rathaus-Skandal: Eugenie Musayidire

Eugenie Musayidire setzte sich für Versöhnung im Heimatland Ruanda ein – doch sie scheiterte mit dem geplanten Schulprojekt aus Spendengeldern.

NÜRNBERG Sie muss damit leben, dass ihr Nachbar im Blutrausch ihre Mutter erschlagen hat. Eugenie Musayidire (55) hat ihre Familie beim größten Völkermord seit dem Zweiten Weltkrieg verloren, als in Ruanda 1994 die Volksstämme der Hutu und der Tutsi mit Messern und Macheten aufeinander losgingen und Hunderttausende starben. Musayidire ging zurück in ihr Land, traf den Mörder ihrer Mutter und setzte sich für Versöhnung in dem afrikanischen Landes ein. Dafür bekam sie im vergangenen Jahr den Menschenrechtspreis. Doch jetzt sorgt sie für einen handfesten Skandal im Rathaus.

„Wir haben eine wunderbare Preisträgerin“, sagt Jury-Chef OB Ulrich Maly damals. Heute sieht er es anders. „Sie hat uns enttäuscht.“ Es geht um über 30000 Euro Spendengelder für ihr Therapiezentrum für traumatisierte Jugendliche in ihrer Heimatstadt. Für das Geld aus Nürnberg sollte dort eine Schule gebaut werden.

Jetzt unterstützt die Stadt eine katholische Schule

Doch diese Schule wird es nicht geben. „Wir mussten die Reißleine ziehen“, so OB Maly. Musayidire war mit der Organisation überfordert. „Wir mussten einen anderen Partner vor Ort suchen, um das Projekt dennoch durchführen zu können.“ Denn der Bau von Schulen sei dringend nötig.

Bisher sei, so Maly, noch kein Cent der Spendengelder überwiesen worden. Sonst wäre das Geld wohl in dunklen Kanälen versickert. Die Preisträgerin steckt in finanziellen Schwierigkeiten und wollte, dass die Nürnberger ihr aus der Patsche helfen. „Aber ihre Schulden sind ihr Problem“, sagte Hans Hesselmann vom städtischen Menschenrechtsbüro, der mehrmals in Ruanda nach dem Rechten sehen musste.

„Was sie mit ihrem Preisgeld macht, ist ihre Sache. Das hat sie für ihre Lebensleistung bekommen“, erläuterte Maly. Deshalb wird sie weiter als Preisträgerin geführt. 15000 Euro hat sie bekommen.

Mit den Spendengeldern wird nun eine weiterführende Schule unterstützt, die die katholische Kirche betreibt und in der 562 Schüler unter einfachsten Bedingungen unterrichtet werden. Es entsteht ein neues Schulgebäude für 100 Kinder. „Mit dem Bau wird noch in dieser Woche begonnen“, so Hesselmann.

Das versöhnliche Ende: „Weil in der neuen Schule mehr Kinder unterrichtet werden, ist das Projekt noch sinnvoller“, so Maly. Aber auch etwas teurer. 45500 Euro kostet der Bau, gut 30000 hat die Stadt. Maly: „Spenden sind immer willkommen!“ M. Reiner

Spendenkonto 1010941, Stichwort „Schule Ruanda“, Sparkasse Nbg. (BLZ 76050101)

Mehr über die bisherigen Preisträger und ihre Projekte lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Donnerstag, 24. Juli.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.