Skandal in Bäckereien: Kot und Schimmel in Lebensmitteln verschwiegen

Schimmel, Schaben, Mäusekot: In vielen Großbäckereien herrschen teils ekelerregende Zustände. Was die Organisation Foodwatch jetzt fordert.
Lisa Marie Albrecht |
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Tausende Brezn wurden bei Müller 2012 weiter gebacken, obwohl Kontrolleure Mäusedreck, Kakerlaken, Käfer und Schimmel fanden. (Symbolbild)
dpa Tausende Brezn wurden bei Müller 2012 weiter gebacken, obwohl Kontrolleure Mäusedreck, Kakerlaken, Käfer und Schimmel fanden. (Symbolbild)

München - Fünf Jahre ist es her, seit beim bayerischen Bäckerei-Riesen Müller plötzlich die Regale leer blieben. Als Grund für den angeordneten Produktionsstopp nannte das Landratsamt Freising damals "Schädlinge in erheblichem Umfang (...) und starke Verschmutzungen bei den (...) eingesetzten Geräten."

Für die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch war es der Anlass, sich das bayerische Brot und seine Herstellung einmal genauer anzusehen: Sie recherchierte und stellte eine Anfrage nach Verbraucherinformationsgesetz. Gestern stellte Foodwatch in München nun den Ergebnisbericht vor, in dem das Team Kontrollergebnisse der Lebensmittelbehörden von acht Großbäckereien in Bayern auswertete.

Das Ergebnis ist schlicht ekelhaft: In jedem der Betriebe wurden über die Jahre wiederholt teils erhebliche hygienische Mängel festgestellt.

Die Liste der grausigen Funde reicht von Käfern bis zu Metallteilen

Besonders schockierend sind etwa die Kontrollergebnisse der Bäckerei Bachmeier, die in Bayern mehr als 100 Filialen betreibt. Dort findet im März 2015 ein Verbraucher einen im Brot eingebackenen Fremdkörper, den das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) als "Deutsche Schabe" identifiziert. Bei weiteren Kontrollen werden Mehlsäcke mit "Mäusekot, Mäuse-Urin und Fraßspuren" sichergestellt sowie Käfer und Schwarzschimmel.

Ähnliche Bilder zeigen sich bei der Großbäckerei Ihle: Von 2013 bis 2016 werden bei 14 von 19 Kontrollen Mängel festgestellt, neben Schädlingen findet man auch Metallspäne in Broten, in einem Fall sogar einen 20 Zentimeter langen Klebebandstreifen. Inzwischen hat Ihle erklärt, man habe alle Beanstandungen abgestellt.

Von all diesen, wenn auch nicht gesundheitsschädlichen, so doch höchst ekelerregenden Zuständen erfuhr die Bevölkerung nichts. Das muss sich ändern, findet Foodwatch. Die Organisation fordert eine Veröffentlichung sämtlicher Kontrollergebnisse des LGL.

Bisher fehlte die Rechtssicherheit

Bisher fehlt den Lebensmittelbehörden dafür jedoch die Rechtssicherheit. Sie dürfen nur bei gesundheitlicher Gefährdung an die Öffentlichkeit. "Aus unserer Sicht sitzen die Verantwortlichen nicht in den Amtsstuben, sondern in der Politik", sagt Foodwatch-Chef Martin Rücker. Die Organisation fordert auf Bundesebene eine Reform des Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuches, das eine Veröffentlichung von Kontrollen zulässt und ein eigenes Transparenz-Gesetz der Bayerischen Staatsregierung.

Das Verbraucherschutzministerium hält mit einem Sonderkontrollprogramm und einer zentralen Lebensmittelkontrollbehörde dagegen, die ab 1. Januar 2018 agieren soll. Doch den Verbraucherschützern geht es nicht um höhere Bußgelder oder strengere Kontrollen. "Ihle ist das beste Beispiel, dass Kontrollen und Sanktionen allein an der Situation nichts ändern werden", so Foodwatch-Experte Johannes Heeg.

Dem Betrieb wurden bereits Bußgelder von bis zu 10.000 Euro auferlegt, trotzdem fand man bei der nächsten Kontrolle Schädlinge. Foodwatch will vielmehr aufgeklärte Kunden. Martin Rücker: "Es würde in den Backstuben nicht so aussehen, wenn die Kontrollberichte öffentlich wären. Das ist die Stärke von Transparenz".

Lesen Sie auch: AZ-Kommentar - Foodwatch-Forderungen wegen Hygienemängel: Absolut überfällig

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