Silvio P. (38): Ein Toter schenkte ihm ein neues Leben

In Erlangen wurde dem Familienvater aus Oberfranken das Organ vor zweieinhalb Wochen transplantiert.
von  Abendzeitung
Zufrieden mit seinem Patienten: Prof. Michael Weyand transplantierte Silvio vor zweieinhalb Wochen ein neues Herz.
Zufrieden mit seinem Patienten: Prof. Michael Weyand transplantierte Silvio vor zweieinhalb Wochen ein neues Herz. © bayernpress

ERLANGEN - In Erlangen wurde dem Familienvater aus Oberfranken das Organ vor zweieinhalb Wochen transplantiert.

Die ärztliche Kunst war bei Silvio P. (38) vorerst am Ende: Nach einem Infarkt beim Radfahren hatte der Familienvater einen Herzschrittmacher bekommen, ein Jahr drauf musste er wegen eines Herzklappenfehlers operiert werden. Als er im März ins Herzzentrum der Uni-Klinik Erlangen kam, hing sein Leben nur noch an Apparaten. Er wusste: Ein anderer musste sterben, damit er wieder heim konnte. Er hatte Glück: Silvio P. ist der 100. Patient, dem in Erlangen seit dem Jahr 2000 ein Herz transplantiert wurde.

Seit März lag der junge Mann auf der Intensivstation, angeschlossen an Maschinen, unfähig, etwas zu machen. Das Herz war kaputt, der Kreislauf rebellierte. Er konnte nur warten. Einmal schon hätte er um ein Haar ein neues Leben bekommen: Die Ärzte erreichten ihn aber nicht. Denn Silvios kleine Tochter (3) leidet an Diabetes. Er musste sie ins Krankenhaus bringen, drei Stunden war sein Handy aus. Die Ärzte erreichten ihn nicht, das lebenswichtige Organ bekam ein anderer.

Das Leben hängt am seidenen Faden

„Wir haben einen dramatischen Rückgang an Spenderherzen“, erklärt Prof. Michael Weyand. 802 Menschen warteten letztes Jahr in Deutschland auf ein Spenderherz, es gab aber nur 361. In Erlangen liegen derzeit fünf Patienten auf der Intensivstation und warten dringend auf eine Herzverpflanzung. Ihr Leben hängt am seidenen Faden.

Erst vorgestern holten die Erlanger Experten mit einer transportablen Herz-Lungen-Maschine einen Postboten aus Hof. „Wenn sich kein Spender findet, gibt es die Möglichkeit, ein Kunstherz zu transplantieren.“ 90 Gramm wiegt das 60 000 Euro teure Wunder. Ein Patient lebte über 1000 Tage zur Überbrückung damit.

So lange musste Silvio P., der in der Intensivstation nur durch Geräte am Leben gehalten wurde, nicht ausharren. Am 25. April war es dann soweit, ein Spenderherz! „Ich war wahnsinnig aufgeregt“, erinnert sich der Hobby-Kicker. Wenige Stunden später lag Silvio P. auf dem OP-Tisch.

Nach nur zweieinhalb Wochen ist Silvio wieder fit. Wer ihm sein neues Leben geschenkt hat, weiß er nicht. „Ich bin sehr dankbar, will es aber auch nicht wissen. Es ist jetzt mein Herz.“

A. Uhrig

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.