Siemens: Jagd auf den Ingenieur-Nachwuchs

20000 Schüler sind heuer auf die Industrie-Schau eingeladen worden – allein Siemens schickt aus Nordbayern 13 Busse mit rund 600 Kids auf die weltgrößte Industriemesse.
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Der Student Stefan Kohlbrecher programmiert einen Fußball-Roboter namens „Bruno“. 800 Teilnehmer treten beim „Robo Cup German Open“ gegeneinander an.
ap Der Student Stefan Kohlbrecher programmiert einen Fußball-Roboter namens „Bruno“. 800 Teilnehmer treten beim „Robo Cup German Open“ gegeneinander an.

NÜRNBERG/HANNOVER - 20000 Schüler sind heuer auf die Industrie-Schau eingeladen worden – allein Siemens schickt aus Nordbayern 13 Busse mit rund 600 Kids auf die weltgrößte Industriemesse.

An dieses Bild wird man sich gewöhnen müssen: Bunte T-Shirts und Baseball-Kappen, die aus dem Meer von dunklem Zwirn auf der Hannover-Messe hervorleuchten. 20000 Schüler sind heuer auf die Industrie-Schau eingeladen worden – allein Siemens schickt aus Nordbayern 13 Busse mit rund 600 Kids auf die weltgrößte Industriemesse. Die Manager öffnen ihre Weltleit-Schau aus purer Not für die Jugend: Es fehlt am technischen Nachwuchs.

Nach einer Hochrechnung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung könnten im Jahr 2014 schlimmstenfalls 95000 Ingenieure in Deutschland fehlen. Schon heute ist der Schaden immens, der durch Fachkräfte-Mangel entsteht. Allein die Siemens-Niederlassungen in Nordbayern könnten sofort 1350 Ingenieure einstellen!

„Nix Quotenfrau“

Spät, Kritiker meinen, gut ein Jahrzehnt zu spät, hat die Industrie erkannt, dass sie für den technischen Nachwuchs Verantwortung übernehmen muss. Auf der Hannover-Messe wird das augenscheinlich: Die große Halle 26 haben sie für die Kids geräumt. Mädels mit der Aufschrift „Nix Quotenfrau“ löten dort an Platinen, die Fraunhofer Gesellschaft bietet „Lernen mit Robotern“, ein Karriere-Schnelltest soll den Kids bei der Berufswahl helfen.

Es sind aber auch Schüler-Initiativen vertreten: Zum Beispiel fünf Jungs vom Albert-Schweitzer-Gymnasium Erlangen, die ihre „Lärm-Ampel“ vorstellen. Das schwarze Kästchen, dessen LED-Lämpchen von grün nach rot leuchten, je lauter es ist, haben die Jungs zusammen mit dem Kommunikations-Hersteller Vierling aus Ebermannstadt als Bausatz für 80 Euro entwickelt – so können sich Klassen ihre Ampel selbst bauen. Als Disziplinierungs-Maßnahme wahrscheinlich wenig erfolgreich, als erste Technik-Erfahrung aber wertvoll (www.laermampel.de.vu). Genau wie die Action in der Halle 25 gleich nebenan – hier geben die Tüftler alles beim großen Roboter-Wettkampf.

Annerose Tartler (16) vom Helene-Lange-Gymnasium Fürth ist mit ihrer Klasse da, „weil wir technikbegeistert sind.“ Sie weiß aber noch nicht genau, was man damit machen kann: „Ich kann mir schon vorstellen, später etwas mit Technik zu studieren.“

Die ganz Kleinen für die Technik gewinnen.

Siemens will schon die ganz Kleinen für die Technik zu gewinnen: 820 „Forscherkisten“ hat das Unternehmen an Kindergärten in Bayern verschickt. 100 Experimentier-Kästen gingen an Grundschulen in Nürnberg und Erlangen, der Konzern betreut 20 Partnerschulen in Nordbayern, acht davon in Nürnberg.

Die Personal-Not schweißt zusammen. So haben sich die nordbayerischen Automobil-Zulieferer Brose (Coburg), Sachs (Schweinfurt), INA (Herzogenaurach), Leoni (Nürnberg) und Takata (Aschaffenburg) zur „Automotive Supplier Industrie“ zusammengeschlossen. Auf ihrer Internet-Seite (www.automotive-supplier-industrie.de) gibt’s sogar ein Gewinnspiel. Hauptpreis: Fünf Reisen zum Formel 1-Rennen in Shanghai.

W. Vennemann

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