Sieben Senioren in Miesbach tot: Wenn die Impfung zu spät kommt

Im Landkreis Miesbach sterben sieben Senioren nach der Spritze - sie waren wohl schon vorher unentdeckt an Corona erkrankt.
Ruth Schormann
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Eine Impfung zum Schutz vor Covid-19. (Symbolbild)
Eine Impfung zum Schutz vor Covid-19. (Symbolbild) © Markus Schreiber/AP POOL/dpa/Symbolbild

Von einem traurigen Zufall spricht Sophie Stadler vom Miesbacher Landratsamt. Denn dort ist die Impfung gegen das Coronavirus für etliche Bewohner eines Pflegeheims wohl zu spät gekommen.

In der Senioreneinrichtung seien 41 Menschen positiv auf das Coronavirus getestet worden, wovon 34 geimpft waren. Sieben geimpfte Bewohner und ein weiterer seien inzwischen gestorben, teilte die Kreisbehörde am Dienstagabend mit. Auch 24 Mitarbeiter seien erkrankt - an den Zahlen habe sich auch am Mittwoch nichts geändert, wie Stadler auf AZ-Anfrage ergänzt.

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Opfer waren wohl schon zum Zeitpunkt der Impfung infiziert

Die Behörde erklärt die Erkrankungen trotz der Impfung damit, dass die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Symptome, zwischen zwei Tagen und zwei Wochen liege. "Aufgrund des engen zeitlichen Abstands zwischen Impfung und Ausbruch ist davon auszugehen, dass sich die Geimpften bereits zum Zeitpunkt der Impfung angesteckt hatten", hieß es.

Der volle Impfschutz entfalte sich erst sieben Tage nach der zweiten Impfung. Die erste Impfdosis, die die Bewohner erhielten, hat nach Auskunft der Impfstoffentwickler wohl keinen Einfluss auf den Verlauf der Infektion. "Für die Geimpften kam die Impfung also zu spät." Voraussichtlich Ende dieser Woche sollen die Geimpften in den Heimen die zweite Dosis erhalten.

Verschwörungstheoretikern soll der Wind aus den Segeln genommen werden

Die Kreisbehörde will nach eigener Darstellung mit der Information über die Todesfälle möglichen Verschwörungstheorien begegnen. Den Bürgern solle so die Möglichkeit gegeben werden, "sich selbst mit den Informationen auseinanderzusetzen, bevor man sich an wilden Spekulationen beteiligt", so das Landratsamt.

In einer weiteren Pflegeeinrichtung im Landkreis Miesbach wurden zehn Bewohner und neun Mitarbeiter positiv getestet. Auch hier erkrankten drei geimpfte Bewohner. "Dass nun ausgerechnet in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung gleich zwei Einrichtungen betroffen sind, ist wohl leider ein trauriger Zufall", sagte Stadler.

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Welche Rolle spielt das Impfpersonal? "In beiden Einrichtungen war größtenteils dasselbe Personal des Impfteams vor Ort. Das Personal wird jedoch täglich getestet. Es gab bisher keinen positiven Befund. Es ist daher unwahrscheinlich, dass die Teams, die die Einrichtungen zum Schutz der Bewohner nur mit Ganzkörper-Schutzausrüstung betreten, das Virus in die Einrichtungen getragen haben", so die Schlussfolgerung.

Infektionsketten sind nicht nachzuvollziehen

Weiß man, wie das Virus ins Heim kam? Stadler zur AZ: "Nein. Der Fokus liegt aber momentan sowohl beim Gesundheitsamt, als auch bei den Verantwortlichen vor Ort, darauf, die Infektionsketten zu unterbrechen." Das Landratsamt stellt sich schützend vor die Heimbetreiber: "Es ist nicht fair, einen Zusammenhang zwischen der Qualität der Einrichtung und einem möglichen Ausbruch zu ziehen. Alle Beteiligten geben ihr Möglichstes, Infektionsketten zu unterbrechen und eine weitere Ausbreitung in den Einrichtungen zu verhindern", heißt es in der Mitteilung.

Bislang haben laut Ministerpräsident Markus Söder (CSU) 62 Prozent der Heimbewohner in Bayern ihre Erstimpfung erhalten. Das gleiche gelte für 34 Prozent des Personals.

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6 Kommentare
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  • Klaus Dieter Neumann am 27.01.2021 13:52 Uhr / Bewertung:

    Tut mir leid, ich verstehe den Artikel nicht, bitte um genauere Erklärung:

    Soweit ich das jetzt verstehe sind die Senioren an einer nicht entdeckten Coronainfektion gestorben. Wie kann das sein dass dies nicht entdeckt worden war ? Waren diese symptomlos ? Seit wann stirbt man an Corona wenn man keine Symptome hat ??
    Waren leichte Symptome am Tag der Impfung sichtbar ? Dann hätten sie nicht geimpft werden dürfen. Aber auch an leichten Symptomen stirbt man doch nicht einfach so.

    Die Vermutung, dass der Tot mit der Impfung zu tun hat, läge doch nicht so fern, wieso schließt man das hier aus und wieso setzt man die Impfung in diesem Heim fort obwohl doch offensichtlich nicht klar ist, was wirklich passiert ist ???

    Wie soll ich das jetzt verstehen ????

  • RENNMAUS am 20.01.2021 23:22 Uhr / Bewertung:

    Man sollte nur geimpft werden, wenn man auch gesund ist. Zumindest frägt mich meine Hausärztin immer vor meine jährlichen Grippeimpfung, ob ich fit bin, bevor sie mir mit der Spritze mein Immunsystem fordert. (Und ich bin "erst"44) Einen (evtl) angeschlagenen, vorerkrankten, alten Menschen mit dieser Schutzimpfung noch mehr zu strapazieren, klingt ja schon nach Quälerei.

  • Witwe Bolte am 20.01.2021 21:51 Uhr / Bewertung:

    Wie alt waren denn die 7 Verstorbenen und wie schauts aus mit Vorerkrankungen?

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