Sie schaut in die Seele von Hunden & Katzen

Tiertherapeutin Andrea Meiler-Weinländer hilft, wenn Vierbeiner aus der Reihe tanzen – und berät Menschen mit Tiersorgen
NÜRNBERG/LAUF Wenn ein Hund beim Gassigehen aggressiv auf Artgenossen reagiert oder eine Katze immer wieder in die Wohnung pinkelt, kann das den Tierhalter nicht nur zum Wahnsinn treiben. Sondern auf ernste seelische Probleme der Vierbeiner hindeuten. Denn wie wir Menschen, haben auch Tiere mit emotionalen und psychischen Belastungen zu kämpfen. „Weil sie uns aber nicht sagen können, was ihnen fehlt, zeigen sie es durch ihr Verhalten“, erklärt Andrea Meiler-Weinländer. Ihre Aufgabe ist es, diesem Fehlverhalten auf den Grund zu gehen.
Eigentlich ist Meiler-Weinländer gelernte Konstrukteurin. „Aber ich wollte schon immer mit Tieren arbeiten“, sagt sie. Vor sieben Jahren begann sie das Fernstudium zur Tiertherapeutin. Jeden Abend und am Wochenende büffelte sie, um sich ihren Traum zu erfüllen. Sie lernte in eineinhalb Jahren die Grundlagen der Tier-Verhaltenstherapie.
Wichtiger als die trockene Theorie war ihr aber die praktische Erfahrung. Und davon hat die 40-jährige Lauferin jede Menge. „Ich bin mit Haustieren groß geworden, mein Opa hatte einen Schäferhund, und ich bekam mit drei Jahren meinen ersten Hasen“, erzählt sie. „Ein Leben ohne Tiere kann ich mir nicht vorstellen“. Und so ist es kein Wunder, dass sich in Meiler-Weinländers Wohnung vier Katzen und eine Wasserschildkröte tummeln.
Ihr Spezialgebiet sind Hunde und Katzen. „Jeden Tag rufen mich ratlose Tierhalter an, die bei ihrem Haustier irgendein auffälliges Verhalten bemerken haben und damit alleine nicht zurechtkommen“, sagt Meiler-Weinländer.
Auch Tiere kämpfen mit emotionalen Belastungen
Heute war Hanne Dietrich am Telefon. Das Problem: Ihre Whippets Viva und Berry springen immer wieder zu ihrer Besitzerin auf die Couch. „Die Hunde müssen lernen, dass sie weder auf dem Sofa, noch im Bett etwas verloren haben“, erklärt die Tierexpertin. Um den Hunden das beizubringen, macht Meiler-Weinländer einen Hausbesuch bei den vierbeinigen Patienten. Nur dort sei sichergestellt, dass sich die Tiere natürlich verhalten. Sobald Hündin Berry auf die Couch springt, greift die Tiertherapeutin ein: Ein kräftiges „Nein!“ und eine Handbewegung, die Berry signalisiert, dass sie hier nichts verloren hat. Unten angekommen, bekommt die Hündin als Belohnung ein Leckerchen.
Bei der Tiertherapeutin klappt's. Als nächstes erklärt sie der Hundebesitzerin, wie sie künftig mit solchen Situationen umgeht: „Das ist eine reine Übungssache. Sie müssen mit Berry und Viva konsequent trainieren.“
Während bei Hunden in den meisten Fällen schnell klar ist, wo der Schuh drückt, ist die Problemanalyse bei Katzen sehr viel schwieriger. „Weil sie verschlossener sind, muss ich oft richtige Detektivarbeit leisten“, sagt Meiler-Weinländer. Sie erinnert sich an einen besonders heiklen Fall, bei dem eine Katze immer wieder in die Wohnung pinkelte. Bevor mit der Therapie begonnen werden konnte, schickte Meiler-Weinländer die Katze zum Tierarzt. „Denn bei unsauberen Katzen ist oft eine Blasenentzündung schuld“, erklärt sie. „Oder das Katzenklo steht am falschen Platz“. Diesmal war es komplizierter – ein Fall von Katzen-Mobbing! Das arme Tier wurde von anderen Katzen daran gehindert, auf die Toilette zu gehen – ihr blieb gar nichts anderes übrig, als sich für ihr Geschäft einen anderen Ort zu suchen. Die Lösung des Tierprofis: „Wenn in einem Haushalt mehrere Katzen leben, bedeutet das für die Tiere oft viel Stress. Um die Situation zu entschärfen, bekam jede Katze einen eigenen Rückzugsort.“ L. Fleischmann