"Sie freute sich so sehr auf ihre kleine „Prinzessin“

Murat A. sticht mit einem Messer auf seine ehemalige Lebensgefährtin ein und bringt dabei auch seine ungeborene Tochter um. Der Schüler ist gefasst und hat die Tat gestanden
von  V. Assmann, R. Hub

Murat A. sticht mit einem Messer auf seine ehemalige Lebensgefährtin ein und bringt dabei auch seine ungeborene Tochter um. Der Schüler ist gefasst und hat die Tat gestanden

Taufkirchen/Vils - „Ich bin eine Romantikerin“, schrieb Zorica im Internet, „ich liebe weiße und rote Rosen.“ Vor allem aber liebte die 21-Jährige ihr kleines Töchterchen, das bald zur Welt kommen sollte. Deshalb wollte sie sich mit ihrem Ex-Freund Murat A. (Name geändert) treffen, um ihn an seine Verantwortung als Vater zu erinnern. Dabei kam es zum Streit. Der 18-Jährige metzelte die hochschwangere Frau mit über einem Dutzend Messerstichen nieder und ließ sie dann gefesselt in ihrer Wohnung in Taufkirchen an der Vils zurück (AZ berichtete).

„Meine Prinzessin“ nannte Zorica liebevoll das kleine Mädchen, das sie unter dem Herzen trug. Zorica war im achten Monat schwanger. Jeden Moment hätte das Baby zur Welt kommen können. Die 21-Jährige freute sich auf ihre Tochter. Auch wenn die Schwangerschaft ihr Leben von einem Tag auf den nächsten völlig auf den Kopf gestellt hatte. Früher hatte sie sich am liebsten mit Freundinnen getroffen. Oft saßen die Mädchen zusammen in der Eisdiele oder gingen abends in die Disco.

Zorica wusste, dass mit den ausgelassenen Partynächten im Erdinger Sunrise bald Schluss ist. Als junge Mutter würde sie kaum mehr Zeit dafür haben. Doch sie wollte stark sein, notfalls ihre Tochter alleine großziehen. In Taufkirchen an der Vils hatte sie sich eine kleine Wohnung gesucht und gemütlich eingerichtet. „Sie war ein sehr fröhlicher und lebenslustiger Mensch“, sagen die Nachbarn. Doch es gab auch Momente, in denen Zorica traurig war, sich Sorgen machte. „Es gibt nur einen Mann, der in die Nähe von mir und meinem Kind kommen darf“, schrieb sie in einem Sozialen Netzwerk, „Nur die Frage ist, wie lange es noch sein wird...“

Hals über Kopf hatte sie sich in Murat A. verliebt. Der sportliche 18-jährige eroberte ihr Herz im Sturm. Doch die Beziehung hielt nicht lange. Murat A. interessierte sich mehr für Fußball und seine Kumpels. Außerdem wollte der in Erding geborene Türke Karriere machen. Er wollte nicht ein Leben lang Verkäufer bleiben. Deshalb begann er eine Umschulung. Ein Kind passte ihm überhaupt nicht in die Lebensplanung. Murat und Zorica trennten sich.

Freunde gaben Zorica Halt. Trösteten sie. Schließlich entschloss sich die 21-Jährige, noch einmal mit ihrem Ex-Freund zu reden, an sein Verantwortungsbewusstsein zu appellieren. Er sollte sich zur Vaterschaft bekennen und für sein Töchterchen sorgen. Am Sonntagabend lud sie ihn in ihre Wohnung ein. Wegen des Unterhalts für das Baby sei es dann zum Streit gekommen, berichtet Hans-Peter Kammerer, Sprecher des Polizeipräsidiums Nord in Ingolstadt.

Murat A. sagte nach der Festnahme durch die Polizei, er habe sich in seiner persönlichen Ehre verletzt gefühlt. Er habe ein Küchenmesser, das auf dem Tisch lag, genommen und zugestochen – mehr als zwölf Mal laut Obduktionsbericht. Auch das kleine Mädchen starb im Mutterleib.

Als man Zorica fand, lag sie tot und gefesselt im Schlafzimmer. Murat A. war geflohen. Gestern erging gegen ihn Haftbefehl wegen Mordes. Nach Jugendstrafrecht drohen ihm zehn Jahre Haft, nach Erwachsenenstrafrecht Lebenslänglich.

 

 

 

 

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