Shahin: Ein Weltenbummler für drei Jahre in der Provinz

Fürths neues Sturm-Juwel will die SpVgg als Sprungbrett in die Bundesliga nutzen, hat deshalb dem Club und den Münchner Löwen abgesagt
FÜRTH Sie schaffen es immer wieder, die Fürther Schnäppchenjäger. Obwohl das halbe Unterhaus plus einige Bundesligisten um die Dienste von HSV-Talent Dani Shahin buhlten, entschied sich der 19-Jährige für das Kleeblatt. Im AZ-Interview spricht er über die Gründe für seinen Wechsel in den Ronhof, sein kurzes aber bewegtes Leben, und wo seine Reise mit Greuther Fürth einmal enden soll.
AZ: Ihr Traumverein, der HSV, wollte sie eigentlich halten, hatte Ihnen sogar ein unterschriftsreifen Vertrag vorgelegt. Warum gehen Sie dann ausgerechnet nach Fürth?
DANI SHAHIN: Es stimmt, ich hatte auch mehrere Angebote aus der Ersten und Zweiten Liga. Zum Beispiel wollten mich die Münchner Löwen und der Club verpflichten. Aber die SpVgg hat sich sehr um mich bemüht. Außerdem hat mich die Philosophie mit jungen Spielern zu arbeiten, die mir Präsident Helmut Hack erklärt hat, einfach überzeugt. Das war keine Entscheidung gegen den HSV, sondern für Fürth. Die Raute werde ich aber immer im Herzen tragen.
Und ab sofort auch das Kleeblatt? Immerhin haben Sie für drei Jahre unterschrieben.
Ich will hier jetzt in den nächsten drei Jahren Vollgas geben, mich im Profibereich durchsetzen. In Fürth habe ich die besten Möglichkeiten dazu. Bei einem Verein wie dem HSV, der international spielt, kommen junge Spieler nicht so zu ihren Einsätzen.
"Der Aufstieg mit Fürth wäre natürlich der Wahnsinn"
Aber auch in Fürth macht der Trainer die Aufstellung. Was erwartet denn Benno Möhlmann von Ihnen?
Konkret haben wir darüber noch gar nicht gesprochen. Aber ich werde versuchen, das zu zeigen, was ich kann.
Und das wäre?
Bälle sichern, meine Kopfballstärke. Ich bin eher ein spielender Stürmer, nicht so einer, der nur vorne lauert.
Ein paar Kisten dürfen es aber schon sein. Immerhin kommen Sie mit der Empfehlung von 14 Treffern in 23 Regionalligapartien.
Klar, ich möchte mich hier schnell durchsetzen und dann auch in der Zweiten Liga möglichst viele Tore machen. Natürlich kann es auch sein, dass wir jetzt mal gegen den Abstieg spielen. Aber Fürth ist ein Verein, der normalerweise beim Aufstiegskampf immer ganz vorne mit dabei ist.
Geklappt hat’s trotzdem nie, aber mit Ihnen soll sich das ja jetzt ändern, oder?
Der Aufstieg wäre natürlich der Wahnsinn. Mein Traum ist es, so bald wie möglich in der Bundesliga zu spielen.
Wegen des Bürgerkriegs im Libanon flüchteten die Shahins nach Berlin
Da sind Ihre Kollegen aus der U19-Nationalmannschaft, Dennis Diekmeier, Stefan Reinartz und Marcel Risse vom Club schon weiter. Haben Sie sich schon ein paar Tipps eingeholt?
Ich habe sie zuletzt beim 1:0 gegen Italien (19. Mai, d. Red) gesehen. Aber wir werden uns sicher mal treffen.
Der letzte Hamburger, Charles Takyi, hat im kleinen Fürth ziemlich Schiffbruch erlitten. Bleibt der Kulturschock bei Ihnen aus?
Habe ich auch gehört. Aber ich bin ja zum Fußballspielen gekommen. Außerdem gefällt es mir hier. Ich habe in der Nähe des Stadions eine wirklich schöne Wohnung gefunden.
Umzüge sind sie als „Weltenbummler“ ja schon gewohnt.
Ja, mein Vater Mohammed ist Palästinenser, hat noch in der Sowjetunion studiert und dort meine Mutter Svetlana kennen gelernt. Kurz nach meiner Geburt sind wir dann von Donezk (heute Ukraine, d. Red.) in den Libanon gezogen. Während des Bürgerkriegs, als ich sieben Jahre alt war, sind wir nach Berlin geflohen. Danach nach Cottbus, wo ich in der Jugend gespielt habe. Und dann kamen wir nach Hamburg, meine Heimat.
Und welche Sprache wird bei Shahins zuhause gesprochen?
Meistens russisch, manchmal arabisch – und hin und wieder auch ein wenig deutsch.
Interview: K. Kaufmann