Sexueller Missbrauch durch Polizisten: LKA-Beamter als Zeuge

Ein Polizist soll über Jahre Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben. Vor Gericht gesteht er die Taten. Ein Ermittler schildert, wie die Polizei auf ihn aufmerksam wurde.
von  dpa
Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II. Foto: Sven Hoppe/dpa
Das Gerichtsgebäude für das Amtsgericht, das Landgericht I und II. Foto: Sven Hoppe/dpa © dpa

München (dpa/lby) - Ein Polizist aus dem Landkreis Starnberg wird beschuldigt, über Jahre hinweg Kinder und Jugendliche missbraucht zu haben. Im Prozess vor dem Landgericht München II schilderte ein LKA-Beamter heute, wie die Polizei dem inzwischen 60 Jahre alten Angeklagten auf die Spur kam. Zudem äußerten sich Gutachter zum psychischen Zustand und der Schuldfähigkeit des Mannes.

Im Anschluss an ein Praktikum eines Jugendlichen bei der Polizei im Jahr 2017 soll der Angeklagte dem Jungen über lange Zeit pornografische Bilder und Videos geschickt haben. Als der Junge 2019 schließlich zur Polizei geht, gesteht der Mann mehrere weitere Taten - darunter auch sexuellen Missbrauch in mehreren Fällen. So schilderte es der Ermittler des LKA vor Gericht.

Doch viele Erkenntnisse ergaben sich erst aus zahlreichen sichergestellten Datenträgern des Deutschen. In den Aussagen des Angeklagten habe zudem immer ein "Hauch der Bagatellisierung" mitgeschwungen, so der LKA-Beamte.

Die mutmaßlichen Opfer hätten bei dem 60-Jährigen einen väterlichen Bezug gesucht. Mehrere der Jungen hat er über seine Tätigkeit im Jugendbereich der Freiwilligen Feuerwehr kennengelernt. Die Opfer belasteten die Taten bis heute, schilderte der Ermittler seinen Eindruck aus den Vernehmungen.

Drei der mutmaßlichen Opfer treten als Nebenkläger auf. Sie ließen durch ihren Anwalt ein Schreiben verlesen, in dem sie auf das Angebot des Angeklagten eingehen, sich bei ihnen zu entschuldigen und Geld an sie zu zahlen. Einer der jungen Männer lehnte das Geld ab. Sie alle machten deutlich, dass auch mit der Entschuldigung kein Verzeihen möglich sei. Das Ausmaß des Missbrauchs war ihnen offenbar nicht bewusst. "Wenn ich über andere Taten früher gewusst hätte, wäre ich früher zur Polizei gegangen", ließ einer der jungen Männer über seinen Anwalt verlesen.

Der Angeklagte saß während der Verhandlung meist teilnahmslos und das Gesicht in die Hände gestützt da. Eine Psychologin attestierte dem 60-Jährigen auch mit Blick auf seine Schuldfähigkeit eine überdurchschnittliche Intelligenz. Die Frage, ob der Mann pädophil sei, verneinte ein vom Gericht bestellter Psychiater. Auch wenn Bild- und Videomaterial mit Kinderpornografie bei ihm gefunden worden sei, zeige der Angeklagte nur Zuneigung zu Jugendlichen mit Einsetzen der Pubertät.

Da der Mann zu Prozessbeginn ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte, kam ein Deal zustande. Die Prozessbeteiligten einigten sich auf einen Strafrahmen zwischen vier Jahren und drei Monaten und fünf Jahren und drei Monaten. Das Urteil soll am Freitag im Anschluss an eine nicht-öffentliche Sitzung fallen.

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