Sex mit Kindern: Papst feuert Priester (71)
Seine Taten waren strafrechtlich verjährt. Jetzt lebt er im Kloster und steht dort unter Arrest – für die Opfer eine Genugtuung.
BAD NEUSTADT/SAALE Um ihre Glaubwürdigkeit mussten seine 16 Opfer nicht kämpfen: Letztes Jahr gestand ein 71 Jahre alter Priester, im Internat des Klosters Lebenhan (Kreis Bad Neustadt/Saale) zwischen 1972 und 1976 die Buben missbraucht zu haben. Strafrechtlich allerdings braucht der Mann nichts mehr zu befürchten – die Taten sind verjährt. Jetzt aber bestraft ihn Papst Benedikt XVI. höchstpersönlich: Der Priester, weiterhin ein Mitglied der „Missionare von der Heiligen Familie“, steht unter Hausarrest.
Der Papst entzog dem Ordenspater alle Rechte und Pflichten eines Priesters. Der 71-Jährige hatte um seine Entlassung aus dem Klerikerstand gebeten. Außerdem wurden dem Pater, der in einem Kloster in Rheinland-Pfalz lebt, strenge Auflagen gemacht. „Es ist so etwas wie Hausarrest“, bestätigte der Vize-Chef der deutschen Ordensprovinz, Michael Baumbach. So wurde ihm der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen verboten. Er darf sich nicht mehr als Priester ausgeben und das Kloster nur mit Genehmigung verlassen. Außerdem darf er in seinem Zimmer keinen Besuch empfangen und wird nur mit internen Kloster-Aufgaben betraut.
Eine externe Person, so Baumbach, überwache die Einhaltung der strengen Auflagen. Sollte der Ordensmann sich nicht daran halten, droht ihm der Ausschluss aus der Gemeinschaft.
Opfer durch die Taten "deformiert"
Unter den 16 ehemaligen Schülern wandte sich vor einem halben Jahr derjenige an die Abendzeitung, der den Priester angezeigt hatte. „Deformiert“ hätten ihn die abscheulichen Taten, erzählte er. Er gehe von weitaus mehr Opfern aus, da die Polizei nur den Zeitraum untersucht habe, den er angegeben habe. Und er schließt auch die Jungen als Opfer ein, die angstvoll in ihren Betten lagen und bangten, auch missbraucht zu werden, oder bei den ekligen Taten zusehen mussten. Die allerdings zählt der Orden ebenfalls zu Opfern, auch der Orden spricht von „mindestens“ 16 Buben.
Der Anzeigeerstatter regte damals an, die jeweiligen Krankenkassen zu bitten, die therapeutischen Kosten der Opfer dem Orden in Rechnung zu stellen. „Das“, so Baumbach, „ist nicht passiert. Welches Signal wäre das auch, wenn ein Täter die Therapie des Opfers zahlt – da kann doch kein Abstand entstehen.“
Baumbach hat allen Opfern Gespräche angeboten: „Mit zehn hatte ich einen persönlichen Kontakt, der teilweise immer noch anhält.“ Er hat beobachtet, dass die meisten die kirchliche Strafe für den Priester als Erleichterung empfunden haben. „Und zwar deshalb, weil dadurch die leidvolle Jugend der Opfer anerkannt wurde.“
Susanne Will
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