Sensation im Steigerwald: Saurier-"Mama" gefunden

Obersteinbach - "Das lässt einem schon einen Schauer über den Rücken jagen", sagt Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Dienstes am Landesamt für Umwelt, am Freitagmittag, als er - trotz gruseliger Gefühle sehr euphorisch und gut gelaunt - der AZ live von der Bergung des 230 Millionen Jahre alten Unterkiefer eines Dinosauriers aus einem Steinbruch in Unterfranken berichtet.

"Das ist schon eine kleine Sensation"
In einem etwa ein mal 1,50 Meter großen Steinblock haben seine Mitarbeiter und er den etwa 70 Zentimeter langen Unterkiefer "mit vielen, bestimmt, 20, 30 spitzen Zähnen" nach Hof mitgenommen. "Gott sei Dank liegt er jetzt heil auf dem Lastwagen", schildert Eichhorn die Bergung. "Das ist schon eine kleine Sensation", sagt der Geologe. Denn der Unterkiefer stammt von einem Mastodonsaurier - und ist etwa 230 Millionen Jahre alt!

Kein alltäglicher Fund: "1930 ist in einem Steinbruch in der Nähe das Schädeldach eines ähnlichen urzeitlichen Riesenlurchs gefunden worden, gut 90 Jahre später haben wir jetzt einen Unterkiefer - quasi von der Mama", sagt Eichhorn und lacht. Denn bei dem ersten Fund handelte es sich um den Schädel eines Jungtieres, der Unterkiefer aber gehöre definitiv zu einem ausgewachsenen Rundohrlurch der Familie der Mastodonsaurier - dass es die Mutter war, glaubt Eichhorn aber nicht im Ernst.
"Das waren die Topjäger ihrer Zeit"
Die genaue Zuordnung des Fundes ist noch nicht abgeschlossen. "Man muss sich das vorstellen wie heute die Krokodile auf Sandbänken in Florida, die lagen lauernd da und warteten, bis sie mit ihren großen Fangzähnen Beute schnappen konnten", vergleicht Eichhorn. Nur, dass diese Urzeitlurche bis zu fünf Meter lang waren. "Das waren die Topjäger ihrer Zeit", sagt der Geologe.
Mitarbeiter des Steinbruchs Kammergrund in Unterfranken hatten den Unterkiefer entdeckt. Kleinere Bruchstücke von Mastodonsauriern würden in Bayern häufiger gefunden, sagt Eichhorn.
Nun wird sich Saurierexperte Rainer Schoch vom Stuttgarter Naturkundemuseum der Bestimmung und Präparation des Dino-Kiefers annehmen, ehe er dann "keinesfalls der Öffentlichkeit vorenthalten werden soll", wie Eichhorn schon verspricht - vielleicht in einem fränkischen Museum. Damit sich alle ein bisserl gruseln können.