Selbstmord im Knast: Häftling (57) stirbt an einer Überdosis

Der Mann soll ein Mädchen mehrfach missbraucht haben und saß deshalb in Untersuchungshaft
von  Abendzeitung
Schuldgefühle, Angst und keinen Ausweg sehen: Immer wieder nehmen sich im Nürnberger Gefängnis Menschen das Leben. Oft kommen die Aufseher zu spät.
Schuldgefühle, Angst und keinen Ausweg sehen: Immer wieder nehmen sich im Nürnberger Gefängnis Menschen das Leben. Oft kommen die Aufseher zu spät. © Berny Meyer

Der Mann soll ein Mädchen mehrfach missbraucht haben und saß deshalb in Untersuchungshaft

NÜRNBERG Schock in der JVA! Montag früh um 6.30 Uhr auf der Krankenstation der Justizvollzugsanstalt in Nürnberg fand ein Krankenpfleger Häftling und Patient Franz Z.* (57) – tot! Z. befand sich seit Juli in Untersuchungshaft. Er litt an mehreren Erkrankungen, war deshalb in Behandlung. Doch er starb nicht wegen seiner Krankheiten. Der mutmaßliche Sex-Verbrecher hat sich selbst das Leben genommen! Vermutlich mit einer Überdosis Tabletten, von denen er auf der Krankenstation jede Menge gefunden haben dürfte...

„Er hat sie wohl gehortet“, so ein Sprecher der JVA, der bekräftigt, dass es vorher keine Hinweise auf Suizid-Gedanken von Franz Z. gegeben habe. Als der Pfleger den Mann fand, war er bereits länger tot, was auch der Notarzt bestätigte.

Die JVA geht offensiv mit dem Selbstmord in ihren Mauern um. Denn immer wieder nehmen sich im Knast Menschen das Leben. Franz Z. hat einen Abschiedsbrief in seiner Zelle hinterlassen. „Aus diesem geht hervor, dass eine vom zuständigen Gericht verhängte Besuchssperre für Familienangehörige das Motiv für die Verzweiflungstat gewesen ist“, so der JVA-Sprecher.

Wer war Franz Z.? Einer, der in der Hierarchie der Knastbrüder ganz unten gestanden haben dürfte: Er wurde am 15.Juli 2010 von der Ansbacher Polizei festgenommen. Ihm wurde schwerer sexueller Missbrauch von Kindern in einer Vielzahl von Fällen vorgeworfen.

Immer wieder nehmen sich in Nürnbergs JVA Häftlinge das Leben

Franz Z. soll sich an einem Mädchen, das damals noch jünger als 14 Jahre alt gewesen ist, zigfach vergangen haben. Die Taten soll er auf Video aufgenommen haben, um anschließend mit den teils extremen Sexualpraktiken im Internet Geld zu verdienen.

Der letzte Suizid in der Nürnberger JVA liegt ein Jahr zurück. Mitte 2008 sorgte der Selbstmord von David S. (23) für Schlagzeilen, denn der diensthabende Arzt gab einem Sanitäter nur telefonisch Tipps für die Behandlung der Wunden. Doch S. hatte bereits zu viel Blut durch die Schnitte von Rasierklingen verloren, er starb. Der Arzt wurde im späteren Prozess freigesprochen.

Im Mai 2007 bestätigte die JVA, dass zwei Häftlinge kurz hintereinander den Freitod gewählt haben. Im Mai 2004 nahm sich ein prominenter Häftling das Leben: der Nürnberger „Fisch-König“ Georg Bernet (65). Nur einen Tag nach seiner überraschenden Festnahme wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung riss er ein Handtuch in Streifen und erhängte sich damit. *Name geändertsw

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