Selbstjustiz: Deutscher Arzt nach Frankreich entführt

Mit Gewalt und wohl aus Rache ist ein pensionierter Arzt aus der Nähe von Lindau nach Frankreich verschleppt worden. Der Mann war wegen Tötung seiner Stieftochter 1995 in Abwesenheit verurteilt worden. Hinter der Entführung wird der leibliche Vater der jungen Frau vermutet.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

KEMPTEN, PARIS - Mit Gewalt und wohl aus Rache ist ein pensionierter Arzt aus der Nähe von Lindau nach Frankreich verschleppt worden. Der Mann war wegen Tötung seiner Stieftochter 1995 in Abwesenheit verurteilt worden. Hinter der Entführung wird der leibliche Vater der jungen Frau vermutet.

Die Staatsanwaltschaft Kempten ermittelt weiter im Fall der Entführung eines 74-jährigen deutschen Arztes nach Frankreich. Im Visier der Fahnder sind nach einem ersten Geständnis weitere Mittäter, möglicherweise russischer und französischer Abstammung, die den Mann vor seiner Wohnung bei Lindau entführt und dann gefesselt und geknebelt nahe einem Gericht in Mülhausen abgelegt haben.

Der entführte Mann war in Frankreich wegen der fahrlässigen Tötung seiner 15-jährigen Stieftochter im Jahr 1982 verurteilt worden. Als Strafmaß legten die Richter 1995 eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren fest. Der Mann war jedoch nie nach Frankreich ausgeliefert worden, obwohl gegen ihn nach Angaben der deutschen Botschaft ein europäischer Haftbefehl erlassen wurde. Die deutschen Behörden hatten ein Verfahren eingestellt, weil die Todesursache nicht zu ermitteln war.

Der am Kopf verletzte Mann wurde nach französischen Polizeiangaben von Dienstag vorläufig festgenommen. Er werde in den nächsten Tagen der Justiz in Paris überstellt, teilte die deutsche Botschaft mit.

Kosovare gesteht Tatbeteiligung

Zwischenzeitlich hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft Kempten ein 38-jähriger Mann aus dem Kosovo gestanden, an der Entführung beteiligt gewesen zu sein. Die Polizei vermutet, dass der leibliche Vater des Mädchens hinter der Aktion steckt. Der 72-jährige Franzose kämpft seit Jahren für die Auslieferung des Arztes nach Frankreich und wurde am Dienstag ebenfalls festgenommen.

Der leibliche Vater des Mädchens ist überzeugt, dass der Stiefvater seine Tochter 1982 in Lindau am Bodensee vergewaltigen wollte und ihr eine tödliche Spritze gab. Bei der Obduktion wurden Genitalverletzungen festgestellt.

Verurteilung wegen Vergewaltigung

Der Arzt war 1997 – zwei Jahre nach seiner Verurteilung in Frankreich – in Kempten wegen Vergewaltigung einer unter Narkose stehenden 16-jährigen Patientin zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Er hatte ihr zwei Beruhigungsspritzen gegeben und sich nach einer Magenspiegelung an dem wehrlosen Mädchen vergangen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.