Seit 42 Jahren vermisst: Polizei rollt alten Vermisstenfall neu auf

Monika Frischholz – was ist mit ihr passiert? Die Polizei will das nach 42 Jahren endlich herausfinden und ermittelt wieder. Zehn neue Hinweise sind schon eingegangen.
Rosemarie Vielreicher |
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Bayern
Polizei

Flossenbürg/Oberpfalz - Sie hat vermutlich nie ihre erste große Liebe kennengelernt, nie stolz ihr Abschlusszeugnis in Händen gehalten, nie ihren Traumjob gefunden. Als Monika Frischholz zwölf Jahre alt ist, verschwindet sie spurlos. Am 25. Mai 1976.

Was ist dem Mädchen aus Flossenbürg in der Oberpfalz zugestoßen? Wer hatte es auf die Schülerin abgesehen? Wurde sie gequält? Fragen, die seit 42 Jahren unbeantwortet sind. Fragen, die ihre Eltern mit ins Grab nehmen mussten. Denn sie sind bereits tot und bekommen nicht mehr mit, dass der Fall ihrer Tochter nun plötzlich wieder aufgerollt wird.

Rückblick: Das Mädchen wird am Dienstagnachmittag des 25. Mai 1976 zum letzten Mal in seiner Heimatgemeinde im Ortsteil Froschau gesehen. Monika geht vom Stieberweg in die Floßer Straße. Dieser Weg führt zum Bahnhof. Dort wollte sie sich mit einem Buben treffen. Doch sie wurde nie wieder gesehen. Auch ihre Leiche ist bislang nicht gefunden worden.

So gehen Ermittler bei einem "Cold Case" vor

Bewegung kommt nun wieder in den Fall, weil bei der Kripo Weiden ein neuer Zeugenhinweis eingegangen ist. Und der ist offensichtlich so vielversprechend, dass eine Ermittlungsgruppe namens "EG Froschau" eingerichtet wurde. Auch Experten aus München helfen mit.

Wie groß aber ist die Chance, einen solchen "Cold Case" noch zu lösen? Florian Beck vom Polizeipräsidium Oberpfalz sagt zur AZ: "Es wäre natürlich toll, wenn man eine Maschine anschmeißen könnte und die spuckt in einer Stunde ein Ergebnis aus." Dem ist aber nicht so.

"Die Kollegen müssen jetzt Vernehmungen durchführen, Zeitzeugen befragen, die alten Unterlagen nochmal studieren und all diese Puzzleteile erneut prüfen", erklärt Beck das Vorgehen. Der Vorteil von heute: Das Wissen in Sachen Kriminologie ist viel umfangreicher als es damals war. Zunächst war es ein Vermisstenfall. Beck sagt: "Nun gehen wir davon aus – bei allem, was wir wissen, wenn Kinder verschwinden –, dass es in Richtung Tötungsdelikt geht."

Ermittler hoffen weiter auf Zeugenhinweise

Beck wirkt im Gespräch hochmotiviert, glaubt daran, dass eine späte Aufklärung nicht utopisch ist. "Es ist ein Fall, der Betroffenheit in der Region auslöst. Vielen Leuten von damals ist der Fall noch sehr präsent, es wurde viel darüber geredet – und wird immer noch."

Daher hoffen die Ermittler, dass sich jetzt doch noch Zeugen melden, die damals vielleicht dachten: "Ja, ich hab da schon was gewusst, aber das hab ich der Polizei nicht gesagt. Das war ja unwichtig." Jeder noch so kleine Zeugenhinweis solle mitgeteilt werden, bittet Beck. "Auch wenn es vom Hörensagen ist. Zum Beispiel: Mein Vater hat mir damals erzählt, ..." Auch das könne vielleicht der entscheidende Schlüssel sein. "Mord verjährt nie. Wir wollen nichts unversucht lassen", sagt der Polizeisprecher zur AZ.

Das Landeskriminalamt in München hat für Hinweise, die zur Aufklärung führen, sogar eine Belohnung von 10.000 Euro ausgesetzt. Allein übers Wochenende sind schon rund zehn neue Hinweise eingegangen, die jetzt geprüft werden. Nicht zuletzt auch für die Angehörigen aus dem erweiterten Familienkreis, die noch am Leben sind und Antworten auf die quälenden Fragen suchen.

Hinweise zum Fall Monika Frischholz an die Polizei unter der Telefonnummer 0961/401-291


"Cold Cases" in Bayern: 189 Altfälle ungeklärt

In Bayern konnten seit 1986 genau 189 Morde und versuchte Morde nicht aufgeklärt werden. Die meisten ungeklärten Fälle gab es laut einer Antwort des Innenministeriums auf eine Anfrage der SPD-Landtagsfraktion in Schwaben (31) und Mittelfranken (30), gefolgt von Oberbayern (21), Oberfranken (15), Unterfranken (14) sowie der Oberpfalz (7) und Niederbayern (5).

Immer wieder werden solche "Cold Cases" erneut aufgerollt. So zum Beispiel vor Kurzem der Fall von Monika Liebl aus Erding . Die damals 41-Jährige wird seit dem 21. Juli 2007 vermisst. Ihre Tasche mit einer größeren Geldsumme war am Kronthaler Weiher gefunden worden.

Ein anonymer Hinweis brachte im November Bewegung in den Fall. Demnach könnte sie Opfer eines Tötungsdeliktes geworden sein.

Lesen Sie hier: Werden im Fall Peggy jemals alle Fragen geklärt?

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