Seiltänzer Freddy Nock: Irrer Rekord-Versuch

Der Schweizer Extrem-Künstler Freddy Nock (46) will am Samstag auf die Zugspitze – auf einem Kabel der Gletscherbahn, ohne Balancierstange und ohne Sicherung.
Interview: Thomas Gautier |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Freddy Nock bei seinem ersten Gang auf einem Kabel der Zugspitzbahn 2009. Foto: dpa
dpa Freddy Nock bei seinem ersten Gang auf einem Kabel der Zugspitzbahn 2009. Foto: dpa

GARMISCH-PARTENKIRCHEN - Spektakulär? Gefährlich? Mach’ ich! Alfredo „Freddy“ Nock tänzelt auf Seilen, seit er vier Jahre alt ist. Diesen Samstag will der 46-jährige Spross einer Schweizer Zirkusfamilie und mehrmalige Weltrekordhalter zum zweiten Mal auf einem Kabel der Zugspitzbahn tänzeln – diesmal aber ohne Stange. Und ohne Sicherungsseil.

AZ: Herr Nock, 2009 liefen Sie als Erster in fast 3000 Metern Höhe ein Kabel der Zugspitzbahn hinauf. Am Samstag tun Sie es wieder. Warum?
FREDDY NOCK: Die Aktion heißt „7 Tage, 7 Rekorde“. Ich laufe vom 20. bis 27. August in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Ich balanciere in Bern mit einem Fahrrad 50 Meter über dem Boden, laufe in 3574 Metern über ein Seil, laufe talaufwärts, talabwärts – und am Ende 3300 Meter über den Thuner See – alles für einen guten Zweck. Insgesamt bin ich etwa 13 Kilometer auf dem Seil unterwegs.

Diesmal sind Sie ohne Balancierstange unterwegs . . .
Das ist so, als ob man einem Flugzeug die Flügel abnimmt. Für Seilläufer extrem schwierig. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass jemand in dieser Höhe ohne Stange und ohne Sicherung so weit läuft. 995 Meter weit, 150 Meter über dem Boden, das ist heavy, etwa hundert mal schwerer als mit Stange. Und in knapp 3000 Metern Höhe wird es auch mit der Luft knapp, man kommt recht ins Schnaufen. Ich aber bin so weit entwickelt, dass ich es riskieren kann.

Wie trainieren Sie?
Ich mache seit drei Monaten Konditionstraining, gehe jeden Tag joggen und habe zuhause ein Powerplate. Im Garten habe ich ein Hochseil-Lager eingerichtet, da trainiere ich die Steigung und auch die Schwingung.

Sie haben aber kein Kabel wie das der Zugspitzbahn aufgehängt, oder?
Nein, das ist 50 Millimeter dick. Das kann man nicht simulieren, das Kabel der Bahn ist fettig, man kann leicht ausrutschen – und es sind Tonnen, die da ins Schwingen geraten. Ich habe aber sehr viel Erfahrung, ich balanciere seit 1998 auf Seilbahnen.

Warum gerade Seilbahnen?
Das ist spektakulär!

Also geht es Ihnen um möglichst viel Aufmerksamkeit?
Ich tue es, weil es sonst keiner macht. Und weil es mir Spaß macht. Auf Seilbahnen balancieren, den Traum hatte ich schon als Kind. Und ich kann mit solchen Aktionen etwas für einen guten Zweck tun.

Mal ehrlich: Als Sie 2009 die Zugspitzbahn fragten, ob Sie auf dem Kabel balancieren dürfen – da haben die Sie für verrückt erklärt, oder?
Nein. Ich habe mir ja einen Namen gemacht. Darauf habe ich jahrelang hingearbeitet. Vor zehn Jahren sagten manche nein, heute rufen sie mich an! Die Verantwortlichen der Zugspitzbahn waren gleich sehr interessiert. Sie sind auch jetzt überzeugt, dass alles gut geht. Ich bin es auch.

Ok – theoretisch aber könnten Sie stürzen. Was tun Sie in so einem Fall?
Dann fange ich mich auf und gehe weiter. Aber: Ich falle nicht.

Sie haben gar keine Angst?
Keine. Ich habe Angst vor Haifischen. Und vor dem Fliegen, aber für meinen Beruf muss ich ständig ins Flugzeug steigen. Also nehme ich das in Kauf. Mein Job aber macht mir Spaß, also habe ich keine Angst.

Wenn Sie auf dem Kabel sind, da oben – woran denken Sie eigentlich?
An mich selbst, an den nächsten Rekord, der auf mich wartet – es kann aber auch sein, dass ich die Zugspitze gar nicht schaffe.

Ach? Das klingt jetzt aber nicht nach Ihnen.
Ich komme schon hoch. Aber es könnte Wind aufkommen, da oben kann sich das Wetter sehr schnell ändern. Dann weiß ich: Ich muss abbrechen. Aber an mir wird es nicht liegen.

Nehmen wir mal an, Sie müssten abbrechen, sind aber mitten auf dem Seil – was machen Sie dann?
Dann kommt die Gondel und holt mich. Außer, sie fahren mir über die Finger, dann ist’s zu spät (lacht).
 

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.