Seehofer und Ude: Das erste Duell im Bierzelt

Abensberg - Das wird ein Auftritt: Auf dem Gillamoos, dem zweitwichtigsten politischen Spektakel nach dem Aschermittwoch in Passau, kommt es heute im Bierzelt zum ersten direkten Duell zwischen CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer und seinem Herausforderer, Münchens SPD-Oberbürgermeister Christian Ude. Allerdings sind die beiden nicht selbst anwesend.
Ministerpräsidenten-Imitator Wolfgang Krebs wird sie zur Erheiterung des Publikums aufeinander loslassen – und damit den Politikern die Show stehlen. Die CSU hat das Kräftemessen heuer eh abgeschrieben. Als habe sie die katastrophale Umfrage, die ihr 2013 mit 41 Prozent den Machtverlust prophezeiht, schon vorausgeahnt. In den Polit-Showdown auf dem niederbayerischen Stimmviehmarkt schickt sie keinen ihrer Matadore, sondern einen Außenseiter: Niedersachsens CDU-Ministerpräsident David McAllister.
Ein gewagtes Experiment. Das Nordlicht muss erst zeigen, ob es bierzelttauglich ist. Dabei hätte die riesige Frühschoppen-Gemeinde sicher gerne einiges gewusst über den Zustand der Christsozialen. Die werden zunehmend nervös, seit ihnen die Oppositionsbank droht. Der langjährige frühere CSU-Fraktionschef und Vordenker, Alois Glück, bezeichnet die Umfrage als Alarmsignal. Es reiche heute nicht mehr aus, wenn „in erster Linie die Kritik an den anderen der Hauptstoff der eigenen politischen Argumentation ist“, stichelt er.
Innenminister Joachim Herrmann mahnt Seehofer, die Angriffe auf die FDP einzustellen. „Jetzt sollte auch der Letzte begriffen haben, dass das ständige Fingerhakeln mit der FDP nichts bringt. Unser Gegner heißt Rot-Grün.“ Bayerns FDP-Chefin, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, schlägt sich offenbar schon auf die Seite der möglichen Mehrheit. Sie schließt für 2013 eine Koalition mit der SPD nicht mehr aus.
Auf dem Gillamoos schicken die gebeutelten Liberalen, denen im Landtag das Aus droht, Generalsekretär Christian Lindner ins Rennen. Für die SPD schlägt sich FraktionsChef Markus Rinderspacher. Im Weißbierstadl wird Huber Aiwanger, der Chef der Freien Wähler, der 2013 der Königsmacher sein könnte, die Muskeln spielen lassen. Die Grünen, die sich im Umfragehoch befinden, schicken ihren Parteichef Cem Özdemir – allerdings nicht in ein Gillamoos-Festzelt, sondern in einen Saal am Stadtplatz.
Aus dem Ottenbräu wurden sie mangels Anziehungskraft 2007 verbannt. Seitdem brilliert dort Kabarettist Wolfgang Krebs. Bisher musste er auf dem Gillamoos gegen Gegner wie Horst Seehofer, Guido Westerwelle, Karl-Theodor zu Guttenberg, Peer Steinbrück, Philipp Rösler oder Markus Söder antreten. Heuer hat er die besten Chancen, das Polit-Duell erstmals für sich zu entscheiden.