Sebastian Frankenberger: Jetzt wird er geköpft ...

... aber nur beim Schichtl auf der Wiesn – in Passau dagegen wird er offen angefeindet. Ohne Tränengas geht er nicht mehr aus dem Haus. Auf seinem Auto werden die Kippen ausgedrückt.
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Sebastian Frankenberger
dpa Sebastian Frankenberger

PASSAU - ... aber nur beim Schichtl auf der Wiesn – in Passau dagegen wird er offen angefeindet. Ohne Tränengas geht er nicht mehr aus dem Haus. Auf seinem Auto werden die Kippen ausgedrückt.

„Ohne Tränengasspray gehe ich nicht mehr aus dem Haus“, sagt Sebastian Frankenberger, Initiator des erfolgreichen Volksentscheids für das totale Rauchverbot. Anfeindungen und Bedrohungen, denen er sich durch Fanatiker auf Raucherseite ausgesetzt fühlt, werden immer heftiger.

Vor allem auf der Facebook-Seite „Lokalverbot für Frankenberger" tummeln sich Gestalten, die Szenarien und Bilder verbreiten, als gelte es, Frankenberger wie eine mittelalterliche Hexe zu verbrennen. Glühende Zigaretten auf seinem Körper ausdrücken, zweiteilen, köpfen... Der amerikanische Internetbetreiber kommt mit dem Löschen der bisweilen strafrechtlich bedenklichen Inhalte kaum hinterher.

Geköpft wird Frankenberger jetzt tatsächlich, allerdings nur zum Jux beim Schichtl auf der Wiesn. Vorige Woche kam die Anfrage aus München zu diesem makabren Bühnenauftritt. Er hat spontan zugesagt und die Medien haben ihr Spektakel. Auch dieses Foto soll es geben: Die Oktoberfestwirte wollen ihr Versprechen einlösen und mit dem umstrittenen Passauer zur Eröffnung der rauchfreien Wiesn anstoßen. „Das Treffen war ausgemacht, egal wie der Volksentscheid ausgeht“, sagt er. Da wird er dem Ruf des Spaßverderbers gleich wieder gerecht: In seinem Maßkrug wird Apfelsaftschorle sein.

Am gemeinsten wird gegen den jungen Stadtrat in seiner Heimatstadt gehetzt. Wirte kleben Flugblätter mit „Lokalverbot für Frankenberger“ an ihre Tür. Als er mit einem Fernsehteam nachts durch die Kneipenviertel zieht, wird er vor laufenden Kameras von Gästen beschimpft. Sein Auto ist wegen des Wunschkennzeichens „O - 2020“, steht für sein Traumziel, 2020 Oberbürgermeister zu werden, leicht zu identifizieren. Es wird zum Racheobjekt. „Immer öfter werden auf dem Lack Kippen ausgedrückt“, erzählt er. Kippenberge vor seiner Haustür, Steckbriefe an der Wand, an solchen Kram hat er sich schon gewöhnt.

Frankenberger versucht, gelassen zu wirken. Auf das Niveau seiner Feinde begibt er sich nicht. „Jeder kriegt eine freundliche Antwort, nur beim Nazivergleich hört der Spaß auf“, meint er. Den Vorwurf an die kriegerische Raucherfront formuliert er so: „Ein Zeichen für fehlendes Demokratieverständnis.“

Offenbar haben die Frankenberger-Hasser völlig vergessen, dass der Passauer das Raucherthema zwar angestoßen hat, aber die Entscheidung nicht vorhersehen konnte. Es waren wahlmündige Bürger, die es in Bewegung brachten: erst im Volksbegehren, dann mit dem Volksentscheid.

H. Denk

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