Sebastian (19): Ein fast normales Genie
WÜRZBURG - Er ist ein Wunderkind: Neben der Schule ging es in die Uni. Der Unterfranke hat bereits das Abi und ein Diplom in der Tasche. Am Donnerstag bekommt er sein Zeugnis und ein Stipendium.
Klausuren, Exen, Noten, nervige Lehrer. Für das Gros der Schüler ist die Schule kein Zuckerscklecken. Und dann gibt’s da ein paar, die sind in der Schule völlig unterfordert: Das sind die Überflieger. Sebastian Weingärtner ist so einer: Am Donnerstag bekommt der 19-Jährige aus dem Raum Bad Kissingen seine Diplomurkunde (Note 1,1) überreicht und erhält gleichzeitig ein Stipendium der Telekom-Stiftung. Sebastian ist damit der erste Frühstudent Süddeutschlands, der noch als Gymnasiast sein Universitätsdiplom gemacht hat.
Neben dem Gymnasium hat das Genie bereits in der 10. Klasse ein Informatikstudium an der Universität Würzburg begonnen. Regelstudienzeit: elf Semester – Sebastian schaffte es in acht. „Den Stoff, den er in der Schule verpasst hat, musste er natürlich nachholen und auch die Stunden, die er in der Uni gefehlt hat“, sagt Fachkoordinator Richard Greiner der Universität Würzburg.
Eine enorme Belastung, die nur gemeistert wird, wenn Eltern, Schule und Hochschule davon überzeugt sind, dass der Schüler den Anforderungen gewachsen ist. Für den Teenager war das Frühstudium jedoch die beste Entscheidung: Die Schule hat ihn unterfordert. Auch gingen die Interessen zwischen seinen Klassenkameraden und ihm immer weiter auseinander. Das Studium bot ihm dagegen die Möglichkeit, sich mit anderen Frühstudenten auszutauschen. Wer nun das Bild von einem abgekapselten, computersüchtigen Nerd vor Augen hat, liegt falsch. Der Teenager ist völlig „normal“. „Wie jeder andere trifft sich Sebastian mit seinen Freunden, geht ins Kino und fährt sehr gerne Rad. Nur sein Lerntempo ist schneller als das der anderen. Nebenbei liest er Informatikbücher. Man würde nie darauf tippen, dass er ein Genie ist“, sagt Richard Greiner.
Momentan schreibt das Wunderkind in Heidelberg seine Doktorarbeit in Medizininformatik. Später will er auf dem Gebiet der Medizin-Robotik tätig werden, die sich mit ferngesteuerten Operationen beschäftigt. Doch jetzt ist Sebastian erst mal froh, wenn er den ganzen Medienrummel hinter sich hat.
„Er möchte einfach ein normaler Junge sein und Zeit für die Freunde haben. Trotzdem wird er sich am Donnerstag sehr freuen, wenn er seine Urkunde und das Stipendium entgegen nehmen kann“, sagt Richard Greiner. Verdient hat er sich’s auf jeden Fall.
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