Schwurgerichtssaal als Weltkulturerbe?

Im Vorhaben, den berühmten Schwurgerichtssaal 600 zum Unesco-Weltkulturerbe zu machen, startet Finanzminister Söder einen zweiten Versuch.
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Mehr als 60 Jahre nach den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen soll der Schwurgerichtssaal 600 Weltkulturerbe werden.
dpa Mehr als 60 Jahre nach den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen soll der Schwurgerichtssaal 600 Weltkulturerbe werden.

Nürnberg - Der einstige Schauplatz der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse soll nach dem Willen von Finanzminister Markus Söder (CSU) doch noch Unesco-Weltkulturerbe werden. In der zweiten Jahreshälfte werde sich ein international besetztes Symposium mit dem Saal 600 befassen, sagte Söder am Freitag. Ziel sei es, ein museales Konzept zu finden, das eine Bewerbung als Weltkulturerbe möglich mache. Der erste Anlauf war im vergangenen Jahr gescheitert: Die Kultusministerkonferenz hatte den weltberühmten Gerichtssaal nicht in die Vorschlagsliste des Bundes für die Unesco aufgenommen.

Der neuerliche Anlauf findet die "volle Unterstützung" von Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD): "Die Anerkennung als Weltkulturerbe ist auch für ideengeschichtliche Orte möglich - und nicht nur für angenehme", betonte er. Maly sieht den Saal "als eine Chiffre" für die Barbarei der Nazizeit, aber auch für die Geburtsstunde des Völkerstrafrechts. "Gerade wenn man sich heute in der Welt umschaut, dann ist der Versuch, die Geburt des Völkerstrafrechts unter diesen ideellen Titel zu setzen, völlig richtig."

Im Saal 600 erinnert heute allerdings nur noch wenig an die Kriegsverbrecherprozesse: In den 1960er-Jahren gaben die USA das Gebäude an die bayerische Justiz zurück. Danach wurde der Saal umgebaut. Das meiste Inventar - bis auf zwei Holzbänke - ging verloren.

"Wir wollen aus dem Saal 600 kein Disneyland machen, sondern ihn sensibel weiter entwickeln", sagte Söder mit Blick auf die geplante Expertenanhörung. Mit einem Ergebnis rechnet er noch in diesem Jahr. Bisher ist der Saal 600 nur eingeschränkt und zu bestimmten Zeiten betretbar, weil er für Großverfahren des Landgerichts Nürnberg-Fürth genutzt wird. Mit Fertigstellung des neuen Nürnberger Justizgebäudes in voraussichtlich zwei Jahren soll der Ort, an dem die Hauptkriegsverbrecher der Nazi-Zeit vor Gericht standen, dann für Besucher dauerhaft geöffnet sein und die Zuständigkeit für den Saal 600 auf das Finanzministerium übergehen.

Es werde sich zeigen, "was an welcher Stelle historisch richtig und historisch machbar" ist, sagte Söder zu einem möglichen Umbau nach historischem Vorbild. Auch Maly will den "Experten nicht vorgreifen." Er vermute aber, dass die Mehrheit der Historiker den Umbau ablehnen werde. "Der Ort wirkt - nicht durch seine Möblierung, sondern weil er der authentische Ort der Kriegsverbrecherprozesse ist", sagte Maly.

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