Schwindelfreier Oliver: Er hat Nürnbergs luftigsten Arbeitsplatz
Am Dach ist es heiß, eng – und wunderschön: Der Tiergärtnertorturm wird neu gedeckt.
NÜRNBERG Er hat Nürnbergs luftigsten Arbeitsplatz, einen der schönsten, und einen der härtesten: Oliver Heuberger ist Dachdecker und ackert dieser Tage auf dem Turm des Tiergärtnertors.
Das alte Gemäuer wird generalsaniert, Vorarbeiter Heuberger und sein Team von der Wendelsteiner Firma Dörfler erneuern das komplette Dach. Die alte Deckung wird entfernt, die Turmspitze mit einer Plane abgedeckt um sie dann – historisch korrekt – mit original Sechseck-Biberschwanz-Ziegeln zu versehen.
Das Panorama auf dem Turm ist einmalig: Heuberger und seine Männer überschauen die ganze Stadt, im Norden ziehen sich die Ausläufer der Fränkischen Schweiz, im Westen verlängert sich das Häusermeer um Fürth, und der direkte Blick nach unten und zur Seite präsentiert Nürnberg von seiner Schokoladenseite, mit Fachwerkhäusern und Giebeldächern. Und der Burg, die nur einen Steinwurf entfernt über der Altstadt thront.
So richtig genießen kann Oliver diese herrlichen Perspektiven allerdings nicht: Auf dem Turmdach ist es heiß und eng, außerdem droht jetzt die Zwangspause: Wegen dringend nötiger Holzarbeiten müssen die Dachdecker aussetzen. Wann es weitergehen kann, ist im Moment noch unklar.
Der quadratische Turm wurde im 13. Jahrhundert errichtet, 1545 ein neues, größeres Tor direkt daneben gebaut. Heute ist der gotische Bau alles andere als „nur“ ein Denkmal: Schon 1882 überließ die Stadt Nürnberg den Turm der „Künstlerklause Nürnberg e.V.“ als Vereinsdomizil, zuvor war in diesen Räumen das Germanische Nationalmuseum gegründet worden.
So machen Oliver Heuberger und seine Männer mit ihrem Job Geschichte wieder lebendig. StW