Schweinegrippe: Der Ansturm auf Impfung bleibt aus!
„Pandemrix“ ist jetzt erhältlich: Aber es macht sich Impfmüdigkeit breit unter den Nürnbergern – und es gibt erste logistische Schwierigkeiten...
NÜRNBERG Seit Montag ist der Impfstoff „Pandemrix“ gegen die so genannte Schweinegrippe in ausgewählten Apotheken erhältlich. Doch begehrt ist er nicht gerade. Nicht zuletzt deswegen, weil die Ärzte damit zurecht kommen müssen, nur Zehner-Packungen verwenden zu können, die binnen 24 Stunden aufgebraucht sein müssen!
„Wir sind dabei, Impfgruppen zusammenzustellen“, sagt Michael Bangemann, Hausarzt in der Nürnberger Südstadt. „Aber die aktiven Nachfragen kommen nur sporadisch.“ Er rät trotzdem Menschen, die den Risikogruppen angehören und nicht gegen die saisonale Grippe geimpft sind, sich immunisieren zu lassen: „Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen und werde mich mit der ersten Gruppe impfen lassen“, so der Allgemeinmediziner.
Wenn das Interesse seitens der Patienten aber nicht vorhanden ist, landen die angerissenen Packungen im Mülleimer. Wie oft das passieren wird, bleibt fraglich. So viel aber steht fest: Der Ansturm auf die „größte Massenimpfung der deutschen Geschichte“, wie es vorab hieß, bleibt in Nürnbergs Hausarztpraxen vorerst aus.
Auch in Eva Schlesingers Behandlungszimmer in der Nordstadt bilden sich keinerlei Warteschlangen. Dafür verantwortlich ist die allgemeine Verunsicherung über die Neue Grippe. „Der Informationsbedarf ist da – aber nur zwei meiner Patienten haben bisher Interesse an der Impfung bekundet.“
Das Impfrisiko ist höher, als sich mit dem Virus zu infizieren
Erwin Weijnens Patienten sind „aufgrund der Nebenwirkungen, die durch die Wirkungsverstärker verursacht werden können“ ebenfalls sehr zurückhaltend. „Laut Ärztezeitung gab es bisher 25.000 Erkrankte, davon drei Tote,“ so Weijnen. Das Impfrisiko sei also höher, als sich mit dem H1N1-Virus zu infizieren. Der Nürnberger Hausarzt und Naturheilkundler lässt sich selbst auch nicht impfen.
In Bayern geht man die „Schweinegrippe“ langsam an: Bayerns Ärzte, Sanitäter, Krankenschwestern, Polizisten oder auch die Feuerwehr sollten gestern die ersten Spritzen bekommen. Erst ab November sind dann chronisch Kranke wie Asthmatiker oder Diabetiker dran. Und danach die Nürnberger, die nicht als Risikopatienten gelten. So steht es auf dem Papier.
Eine weitere Risikogruppe stellen Schwangere dar. Jedoch ist deren Impfung wegen der wirkungsverstärkenden Adjuvanzien, die im „Volksimpfstoff“ Pandemrix enthalten sind, umstritten. „Man muss aber sagen, dass diese Adjuvanzien nicht sensationell neu sind, sondern schon in früheren Impfungen verwendet wurden“, so Bangemann. Er rät Betroffenen, sich individuell beraten zu lassen, denn eine Entscheidung wird auch abhängig von der persönlichen Krankheitsgeschichte getroffen.
Eine Liste mit Ärzten, die gegen die Schweinegrippe impfen, ist online unter www.kvb.de aufrufbar.
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