Schweine unterm Apfelbaum

„Heimat auf dem Teller“: Ein Buch über bayerische Küche rückt den Fokus weg von den Konsumenten auf die Produzenten.
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„Heimat auf dem Teller“: Ein Buch über bayerische Küche rückt den Fokus weg von den Konsumenten auf die Produzenten. (Symbolbild)
dpa „Heimat auf dem Teller“: Ein Buch über bayerische Küche rückt den Fokus weg von den Konsumenten auf die Produzenten. (Symbolbild)

MÜNCHEN - Doch, doch, es gibt sie, die artgerechte Tierhaltung in Bayern. Das Buch „Heimat auf dem Teller“ will zeigen, wie sie funktioniert. Es zeichnet ein Bild romantischen Bauernlebens, in dem der Züchter seine Tiere noch persönlich kennt: Acht Geschichten von Kleinbetrieben, die Fleisch, Fisch und Käse an das Wirtshaus Pschorr liefern. Die Idee zu dem Buch, das auch Kochrezepte enthält, hatten die Pschorr-Wirte Inka und Jürgen Lochbihler.

„Aber es ist nicht als Denkmal auf Pschorr gedacht, sondern als Blick hinter die Kulissen, auf die Produzenten“, sagte Pschorr-Wirt Jürgen Lochbihler bei der Präsentation. Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner, ebenfalls mit von der Partie: „Es ist eine tolle Idee, dem Endkunden zu zeigen, wo das Essen herkommt. Und dass es nicht im Supermarkt aus dem Regal fällt.“

DER KÄSER: Der Trend geht zur Regionalität, gegen die Massentierhaltung. Davon ist auch Georg Eberhardt (47) von der Naturkäserei Tegernseer Land überzeugt, dessen Geschichte im Buch zu finden ist. Die insgesamt 500 Kühe seiner Milchlieferbetriebe können ein halbes Jahr lang das Bergklima auf der Alm genießen.

DER SCHWEINEZÜCHTER: Fast noch besser geht es den Schweinen in den Perger Obstgärten. Sie dürfen sich unter Apfelbäumen am Ammersee wälzen. „Um die Wühlmäuse zu vertreiben“, sagt Obstproduzent Paul von Perger (49). Alle 14 Tage werden zwei der 100 Schweine geschlachtet und an Pschorr geliefert. Ein Konzept das aufgeht. Die Wühlmäuse sind dank Schweinegetrappel weggezogen.

DER METZGER: Erzählt wird auch die Geschichte von Metzger Steffen Siegel (40), der auf Gut Kerschlach Rinder schlachtet — fünf Stück in der Woche. Dem zarten Mann mit den blauen Augen würde man das Töten kaum zutrauen. „Schön ist es nicht“, sagt er, „man muss sich schon überwinden.“ Die Geschichten der Bauern hat der Journalist und Krimiautor Jörg Steinleitner aufgeschrieben. Er nahm sich Zeit für das Buch, besuchte jeden Produzenten auf dem Hof.

„Bei der Recherche habe ich so viel über Menschen, Tiere und Lebensmittel erfahren wie nie zuvor“, sagt Steinleitner. Daher hat er auch sein Konsumverhalten geändert: „Ich kaufe jetzt weniger im Supermarkt, möglichst nah am Erzeuger.“ Auch eine Lieblingsgeschichte hat er im Buch — die vom Stier Michl, einem vom Aussterben bedrohten Murnau-Werdenfelser Rind, der acht Stierdamen ganz allein beglücken darf. Hannah Illing „Heimat auf dem Teller“; von Jörg Steinleitner, 24,90 Euro, Culinaris-Verlag

 

 

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