Schwarzgeld in der Unterhose

Der Tricks der Schmuggler: Der Zoll im Dreiländereck am Bodensee kontrolliert regelmäßig Reisende im Zug und auf der Straße. Das Schwarzgeld der Steuersünder wird in Unterhosen, Waschlappen, Weinflaschen oder im Tank deponiert.
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LINDAU - Der Tricks der Schmuggler: Der Zoll im Dreiländereck am Bodensee kontrolliert regelmäßig Reisende im Zug und auf der Straße. Das Schwarzgeld der Steuersünder wird in Unterhosen, Waschlappen, Weinflaschen oder im Tank deponiert.

Michael Sonntag steigt in ein ziviles Zollfahrzeug mit verdunkelten Scheiben. „Wir fahren jetzt raus zur Bregenzer Straße und führen dort eine sogenannte Bargeldkontrolle durch“, erläutert der Lindauer Zoll-Dienststellen-Leiter. „Wir postieren uns in der Nähe des früheren Grenzübergangs zu Österreich, richten dort eine mobile Kontrollstelle ein und ziehen Fahrzeuge aus dem fließenden Verkehr zur Kontrolle raus.“ Auch wenn sich die Selbstanzeigen von Steuersündern bei den Finanzbehörden häufen, die Schwarzgeldkontrollen des Zolls im Dreiländereck Deutschland-Österreich-Schweiz am Bodensee gehen unverändert weiter - aus gutem Grund.

Autofahrer, die von Deutschland in die Schweiz wollen, müssen am Bodensee ein paar Kilometer durch Österreich fahren. Hier sind die Zollbeamten besonders auf der Hut. Ob in alten Autos oder Luxuslimousinen – Schwarzgeld wird in allen Arten von Fahrzeugen transportiert, wie Sonntag sagt. Häufig setzen sich Schwarzgeld-Schmuggler auch in den Zug, weshalb Zollbeamte ständig auch auf der Bahnstrecke München-Lindau-Zürich im Einsatz sind.

Unweit der Grenze werden nun rot-weiße Markierungen an der Straße platziert. Das orange blinkende Licht an dem dreieckigen Aufsteller „Zollkontrolle“ macht allen Autofahrern deutlich: Hier wird kontrolliert. Wenige Minuten später winken die Beamten den ersten Autofahrer auf den Standstreifen. „Grüß Gott, Zollsonderkontrolle, würden Sie bitte mal aussteigen“, bittet ein Beamter. Die Szene wird sich in den nächsten beiden Stunden dutzende Male wiederholen.

Erst in diesen Tage hatten die Fahnder hier Erfolg. „Der kontrollierte Herr, Mitte 50, hatte etwas weniger als die erlaubten 10 000 Euro dabei. Was er nicht bedachte, war, dass wir auch seine Papiere kontrollieren“, berichtet der Zollexperte. Die Papiere in deutscher, englischer und griechischer Sprache, fast alle handschriftlich, wurden genau analysiert. Das Ergebnis: 880 000 Schweizer Franken (etwa 600 000 Euro), „ganz offensichtlich dem deutschen Fiskus vorenthalten“. Jetzt hat der Staatsanwalt das Wort.

Während Michael Sonntag erzählt, kontrollieren seine Kollegen ständig weitere Fahrzeuge. Einige Fahrer reagieren äußerst ungehalten, die Zöllner freilich bleiben ruhig, suchen aber konsequent weiter. Manchmal äußern die kontrollierten Autofahrer aber auch Verständnis. „Die sollen ruhig die Herrschaften rausziehen, die Dreck am Stecken haben“, sagt ein Mann aus Baden-Württemberg im silbernen Jaguar. „Ich habe nichts zu verbergen.“ Ein anderer im „dicken“ BMW hingegen wettert: „Das erinnert mich mehr an Situationen, die ich aus der DDR kenne. Ich bin selbst Ostdeutscher gewesen.“ Die Behörden sollten sich mal besser „um dieses unmögliche Steuersystem kümmern, statt uns hier zu traktieren“.

Der Zollbeamte Heinrich Grieser erläutert fast entschuldigend, die Fahnder müssten schon genau nachsehen, denn die Schwarzgeldschmuggler suchten sich so manch kurioses Versteck aus. Das Geld werde in den Socken, in der Unterhose, im Tank oder in Weinflaschen deponiert. Vor kurzem hätten sie einen besonders Schlauen gehabt. Der hatte eine Schnur um die Hals gelegt anderen Ende ein Waschlappen hing, in dem der Mann sein sein Schwarzgeld bestens versteckt hatte – wie er irrtümlich glaubte.

Klaus Wittmann/ddp

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