Schwarzer Hautkrebs: So groß ist die Gefahr
AZ-Serie zum Klimawandel: In Nürnberg steigt die Zahl der Fälle rapide an. Immer jüngere Patienten bekommen das lebensbedrohliche Melanom.
NÜRNBERG Die Haut ist mit zwei Quadratmetern das größte Organ unseres Körpers. Sie bewahrt vor äußeren Einflüssen, reguliert den Temperaturhaushalt und schützt vor dem ultravioletten (UV) Licht der Sonne. Der Mensch braucht die Sonne zum Leben – doch ein Zuviel kann tödlich sein, da vor allem die mittelwelligen UV-B-Strahlen den Sonnenbrand verursachen und die Zellstruktur der Haut verändern können – Hautkrebs! Deshalb betrachten auch Hautärzte wie Professor Erwin Schultz den Klimawandel aufmerksam.
In Deutschland sind Hautkarzinome inzwischen die häufigste Krebsform, etwa 140.000 Menschen erkranken jährlich. Schultz: „Die Häufigkeit nimmt in allen Altersgruppen zu.“ Früher betraf der gefährliche und oft tödliche Schwarze Hautkrebs vor allem 60- bis 80-Jährige, „heute sind auch 30- bis 40-Jährige in den Praxen“, weiß der Chef der Hautklinik am Nordklinikum. 1999 wurden im Klinikum 88 neue Fälle registriert – 2008 waren es schon 132.
Anders als der Schwarze Hautkrebs streut der „Weiße Hautkrebs“ seine Krebszellen nicht in andere Organe. Unangenehm bleibt er: „Er wächst meist im Gesicht, frisst Knorpel an.“
„Bitte nicht das ganze Jahr über in die Sonne gehen", appelliert der Experte
In Australien, wo ein Loch in der Ozonschicht die Sonnenstrahlen weniger filtert, baden Kinder nur noch mit Bekleidung, die selbst Arme und Beine bedecken. Ein derart düsteres Bild malt Schultz für Franken 2030 nicht. Aber: „Sonnenschutz wird immer wichtiger werden, vor allem bei Kinder.“ Und dann dient Australien durchaus als Vorbild: „Langärmlige Kleidung, Sonnenkappen mit Nackenschutz und auf den Schulhöfen Sonnendächer, damit die Kinder nicht der prallen Strahlung ausgesetzt sind.“ Schultz selbst schützt seine Haut mit dem Sonnenschutz-Faktor 25. Da winken vor allem viele Frauen ab – noch zählt gebräunte Haut als unabdingbares Modeaccessoire. Schultz glaubt, dass dieser Trend bald vorbei sein wird. Ein Blick nach Amerika scheint ihm Recht zu geben: kaum ein Star, der keinen Alabaster-Teint trägt.
Und das vermutlich aus einem weiteren Grund: Zu viel Sonne macht alt. Schultz: „Die UV-Strahlen wirken sich ungünstig auf die Hautalterung.“ Sein Appell: „Bitte nicht das ganze Jahr über in die Sonne gehen. Beim Sonnenbaden die Creme mit ausreichend hohem Schutzfaktor üppig verteilen – Nachcremen erhöht den Lichtschutzfaktor nicht.“ Das heißt: Wer nach zehn Minuten ungeschützt einen Sonnenbrand bekommt, der darf mit Lichtschutzfaktor 25 vier Stunden in die Sonne – also 25 Mal länger als ungeschützt.
Auch wenn Schultz das Bräunen der Haut kritisch sieht, will er nicht in Panik verfallen: „Sonnenbaden einmal im Jahr, in den Ferien,, ist nicht so schlimm. Etwas anderes kann man den Menschen ja auch nicht vermitteln.“ sw