Schwabacher schlägt Gold fürs Schäufele!

Werner Auer (41) ist einer der letzten, die das uralte Handwerk noch beherrschen - manchmal für dekadente Zwecke...
von  Abendzeitung
Goldschlägermeister Werner Auer: 5000 Hammerschläge dauert es, bis aus dem Gold hauchdünnes Blattgold wird.
Goldschlägermeister Werner Auer: 5000 Hammerschläge dauert es, bis aus dem Gold hauchdünnes Blattgold wird. © dapd

Werner Auer (41) ist einer der letzten, die das uralte Handwerk noch beherrschen - manchmal für dekadente Zwecke...

SCHWABACH Geht’s noch dekadenter? Im „Goldenen Stern“ am Schwabacher Marktplatz vergoldet Küchenmeister Dieter Trutschel alles, was essbar ist: Pralinen, Gelees oder Risotto. Wem das noch nicht ausgefallen genug ist, für den gibt’s jetzt sogar ein fränkisches Schäufele im güldenen Gewand...

Das ganze Gold dafür stammt aus demselben Städtchen. Schwabach ist nämlich die Blattgold-Hochburg Europas! Bereits im Mittelalter ließen sich hier die ersten Goldschläger nieder. Überall auf der Welt ist das Schwabacher Blattgold zu finden: Im Invalidendom in Paris, im Buckingham Palace in London. Seit November diesen Jahres erstrahlt auch die Berliner Siegessäule wieder im goldenen Glanz – dank Schwabach.

Heute gibt’s aber nur noch wenige Goldschlägerbetriebe. „Nur fünf Betriebe sind übrig geblieben“, erzählt Werner Auer. Früher waren es mal weit über hundert. Der 41-jährige Goldschlägermeister beherrscht das uralte Handwerk noch: Er nimmt den zwölf Kilogramm schweren Hammer und schlägt mit voller Wucht auf das quadratische Bündel vor sich. Zwischen mehreren hundert Blättern eines Spezialpapiers befinden sich dünne Goldschichten – gerade so dick wie Zeitungspapier. Flink wendet Auer den groben Packen und schlägt immer wieder kräftig darauf.

Rund 5000 Mal muss das sein, bis aus dem Gold hauchdünnes Blattgold wird. Eine harte Arbeit, die heutzutage so gar nicht mehr ausgeübt wird. Längst gibt’s dafür Maschinen. Nur das Zuschneiden der einen zehntausendstel Millimeter dünnen Goldfolie wird noch von Menschen gemacht. Denn dafür braucht es eine ruhige Hand und viel Fingerspitzengefühl.

Nun hat auch die Kosmetikindustrie die Stärken des Goldes erkannt: Antibakteriell und feuchtigkeitsspendend ist das Edelmetall gut für Cremes und Lotionen geeignet. Und weil das noch nicht reicht, sollen wir das Gold bald auch auf der Haut tragen: Mit Tattoos aus glänzendem Blattgold, die bald auf den Markt kommen - natürlich made in Schwabach... Birgit Caspary

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