Schummel-Schinken: AZ macht den Ekel-Test

Pizza-Profi Romeo Corno vom „La Locanda“ überprüfte das Billig-Produkt – und fällt ein vernichtendes Urteil.
von  Abendzeitung

Pizza-Profi Romeo Corno vom „La Locanda“ überprüfte das Billig-Produkt – und fällt ein vernichtendes Urteil.

NÜRNBERG Es riecht nicht wie Schinken, es schmeckt nicht wie Schinken, es ist kein Schinken. Und es ist einfach ekelhaft! „Pizza-Belag“ steht auf der silbrigen Ummantelung des gummiartigen rosa Blocks. Die Fünf-Kilo-Trümmer kosten im Großmarkt knapp 20 Euro, stehen in der Schinken-Abteilung neben guten Produkten, die das vier- oder fünffache kosten.

Und sie gehen weg wie warme Semmeln. Pizza-Läden unterbieten sich im Preiskrieg um die günstigsten Teigfladen. Und belegen ihre Pizzas immer öfter nicht nur mit Formfleischschinken – was fragwürdig genug ist – sondern mit dem Schinken-Imitat, das gerade mal zur Hälfte aus Fleisch besteht. Der Rest: Wasser, Stärke, Eiweiß und Chemie.

Romeo Corno ist regelrecht angewidert: Der 39-Jährige führt mit seinem „La Locanda“ in der Gostenhofer Austraße eines der besten Ristorantes der Stadt. Für die AZ ließ er sich auf den Ekel-Test mit dem Schinken-Imitat ein.

„Vielen Pizza-Bäckern ist das egal, viele Kunden bemerken es nicht“

Ob gekocht oder roh: In Romeos Schnitt-Maschine landet stets nur bester Prosciutto, wird dort in hauchdünne Scheiben gesäbelt. Der glibbrige Pseudo-Schinken hingegen zerfällt unter dem Messer. „Vielen Pizza-Bäckern ist das egal, viele Kunden bemerken es nicht“, erklärt Romeo. Wenn die Pizza samt Schinken-Imitat erstmal gebacken ist, ist der Unterschied nicht sofort auszumachen.

Auch wenn der Schummel-Schinken – ist er erstmal verarbeitet – ungeschulten Geschmacksknospen als echter durchgeht, birgt das Imitat durchaus Gefahren: Vor allem Allergikern drohen Schocks durch den hohen Anteil an Fremd-Eiweiß, warnen Mediziner und Verbraucherschützer.

Denn das eigentliche Dilemma ist, dass viele Pizza-Buden nicht kennzeichnen, dass sie das Billig-Produkt verarbeiten. „Viele Leute essen das Zeug regelmäßig, ohne es zu wissen“, meint Romeo. Im schlimmsten Fall konsumieren sie „Pizza“, wo Schummel-Schinken mit so genanntem Analog-Käse überbacken ist.

Ob Schinken oder Käse – bei Romeo kommt nur das Beste in den Ofen, und der Schummelschinken landet da, wo er hingehört – in der Biotonne!

Steffen Windschall

Was die Nürnberger vom Schummel-Schinken halten, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Montag, 6. Juli.

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