Schützen lassen's krachen

Offener Streit zwischen Bundestrainer Claus-Dieter Roth und Sonja Pfeilschifter nach deren Pleite im Dreistellungskampf. Keine Extrawurst mehr nach dem „Ergebnis unter der Gürtellinie.“
von  Abendzeitung
Findet alles nur noch „zum Kotzen“: Die bei Olympia wieder mal gescheiterte Weltranglisten-Erste Sonja Pfeilschifter.
Findet alles nur noch „zum Kotzen“: Die bei Olympia wieder mal gescheiterte Weltranglisten-Erste Sonja Pfeilschifter. © dpa

PEKING - Offener Streit zwischen Bundestrainer Claus-Dieter Roth und Sonja Pfeilschifter nach deren Pleite im Dreistellungskampf. Keine Extrawurst mehr nach dem „Ergebnis unter der Gürtellinie.“

Jetzt wird geweint und scharf geschossen im Deutschen Schützenbund (DSB) in Peking. Nach der erneuten Pleite der Weltranglisten-Ersten Sonja Pfeilschifter, die im Kleinkaliber-Dreistellungskampf mit 578 Ringen und 16 Zählern nur den 17. Platz belegte, verhagelte es Gewehr-Bundestrainer Claus-Dieter Roth die Stimmung vollends. „Ihr Ergebnis nach guten Trainingsleistungen war unter der Gürtellinie. Es gab jetzt genug Extrawürste. Die letzte ist verbrannt“, kritisierte Roth die Trainingsmethoden Pfeilschifters heftig.

Was mit Vorschusslorbeeren begann, endete mit Verzweiflung und Tränen: „Der Bundestrainer hat hier fünf Tage lang kein Wort mit mir gesprochen. Der kann sagen, was er will. Dass er jetzt die Schuld auf andere abwälzt, ist genau das, was ich erwartet habe. Es ist das Letzte, dass er jetzt seinen Frust an uns ablädt, weil sein Stuhl wackelt“, konterte Pfeilschifter, wie ein Häufchen Unglück auf der Treppe hockend, unter Tränen Roths Aussagen.Und: „Der braucht gar keine Sprüche rüberwachsen lassen. Wenn es wie zuletzt bei meinen vier Weltcupsiegen klappt, sonnt er sich im Erfolg. Doch die Siege sind auf den Rücken anderer Leute gewachsen.“ Die Arbeit würden die Heimtrainer machen, die dann nicht mal erwähnt oder dafür honoriert würden. „Er ist doch nur auf Meisterschaften mit uns zusammen“, kritisierte die bayerische Sportsoldatin.

Nächster Versuch - London 2012

Hintergrund des Streits ist die Kritik Roths an Pfeilschifters Vorbereitung mit ihrem Münchner Heimtrainer Hubert Bichler abseits der Mannschaft. Das sei dem Teamgeist abträglich, nach Peking werde es derlei Sonderwege nicht mehr geben. Bichler hatte auch diesmal keine Akkreditierung vom deutschen Verband bekommen. Dafür aber vom österreichischen, weshalb der Trainer nun offiziell als Betreuer in Rot-Weiß-Rot unterwegs ist, sich tatsächlich aber nur um Pfeilschifter kümmert. Erfolglos: Pfeilschifter scheiterte. Schon wieder. Bereits bei den Spielen 1992, 2000 und 2004 wurde sie mit dem Druck nicht fertig. Die 37-jährige Bayerin schimpfte: „Olympia mog mi ned“.

Jetzt mag sie auch der Deutsche Schützenbund nicht mehr. Nach der Attacke von Pfeilschifter hat sich die DSB-Führung klar hinter Gewehr-Bundestrainer Roth gestellt. „Roth bleibt die nächsten Jahre Bundestrainer. Egal, ob mit oder ohne Sonja“, sagte Sportdirektor Heiner Gabelmann. Zugleich kündigte er eine Aussprache mit den Streithähnen an. Ob’s was hilft? Pfeilschifter findet derweil alles „zum Kotzen.“ Und gibt sich trotzig: Sie wolle auf jeden Fall in London 2012 antreten, um endlich Gold zu holen. „Die Vorwürfe motivieren mich.“ mm

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