Schüler-Demo: Sogar Lehrer fanden’s gut!
3000 gehen in Nürnberg für eine bessere Bildungspolitik auf die Straße
NÜRNBERG „Geist ist geiler als Geiz!“ Es brodelt auf dem Lorenzer Platz. 3000 Schüler, so die Zahl der Polizei, demonstrieren für eine gerechtere Bildungspolitik. Die größte Schülerdemo, die Nürnberg seit langem gesehen hat. „Fight for your right to strike!“, „Hartz IV ist Hauptschule!“ und „Eine Schule für alle!“ steht auf den Plakaten der Schüler.
Von den Drohungen ihrer Direktoren haben sie sich nicht abschrecken lassen. Die einen wollen die Teilnahme an der Demo und am Schulstreik mit Verweisen und Schulstrafen ahnden. Andere müssen in einer Nacharbeit begründen, warum sie demonstrierten. Allerdings gibt Nürnbergs Schulbürgermeister Klemens Gsell (CSU) die Devise aus, „es nicht zu hoch zu hängen. Aber die die pädagogische Entscheidung liegt bei den Schulen“.
Politisch gut informiert wissen Christopher (15), Arthur (14) und Orhan (16) vom Johannes-Scharrer-Gymnasium genau, was sie wollen: „Eine Grundschule bis zur sechsten Klasse, weil man mit zehn Jahren noch nicht entscheiden kann, welchen Weg man gehen möchte.“ Und: „Die Wiedereinführung der neunjährigen Gymnasialzeit, weil man nach dem Nachmittagsunterricht bis vier Uhr, Hausaufgaben und Lernen fast keine Freizeit mehr hat.“ Auch ihre Lehrer fänden die Demo gut, sagte sie noch. „Auch wenn sie es nicht zugeben dürfen!“
Auch Maximilian (13) vom Labenwolf-Gymnasium stöhnt unter der 36-Stunden-Woche (ohne Hausaufgaben): „Ich bin aus dem Fußballverein ausgetreten, weil ich keine Zeit fürs Training hatte.“
Die Wirtschaftsschüler Markus (19) und Hubert (18) aus der Sabel-Privatschule betreffen solche Probleme nur mittelbar. „Uns ist wichtig, dass ein Standard für alle Schulen gilt. Wir haben gut ausgestattete Computer-Räume – aber staatliche Schulen nicht.“ Ihr Direktor sei dafür gewesen, dass sie mitmarschieren und sich für andere engagieren.
Beim Zug durch die Innenstadt stürmen 300 Demonstranten das Willstädter Gymnasium und lösen Feueralarm aus. Allerdings war der Aufstand nach zehn Minuten beendet. „So etwas passiert halt mal. Aber es war eine friedliche Veranstaltung“, so Polizeisprecher Rainer Seebauer.
Die Nürnberger Schüler sind nicht ganz zufrieden. Schulbürgermeister Gsell („Es wäre mir lieber, die Schüler hätten für und nicht gegen etwas demonstriert!“) hat sich einer Diskussion nicht gestellt. Anders als Schulminister Ludwig Spaenle (CSU) in München. „Ich nehme das Anliegen der Schüler ernst“, verkündet er dort bei der Schlusskundgebung. STS/mir