Schrittmacher-Legende Dieter Durst steigt aus dem Sattel
NÜRNBERG Frankens Schrittmacher-Legende Dieter Durst feiert heute seinen 65. Geburtstag. Als bislang erfolgreichster deutscher Schrittmacher erkämpfte er in 45 Jahren mehrere hundert Siege, neun Weltmeister-, acht Europameister- und 25 deutsche Meistertitel.
Eine einmalige Erfolgsbilanz, die Durst im September gerne zusammen mit dem Schwabacher Ex-Meister Mario Vonhof mit einer weiteren EM-Medaille abgeschlossen hätte. „Das wird nun wohl leider nichts mehr werden. So wie es momentan aussieht, werde ich kaum noch Rennen fahren können“, sagt Dieter Durst sichtlich enttäuscht. Wegen starken Gelenk- und Hüftbeschwerden musste Durst vor wenigen Tagen bereits seine Teilnahme beim Saisonauftakt absagen.
WM-Titel 1974 als "Sprung-Brett"
Den Radsport bekam Durst bereits in die Wiege gelegt. Sein Vater Siegmund war als renommierter Fachjournalist und als Sprecher bundesweit bei Radsport-Veranstaltungen im Einsatz. Schon im Vorschulalter war Durst junior mit ihm bei vielen Rennen dabei. Mit 14 Jahren fuhr er seine ersten Jugendrennen. Als Junior zählte er bald zur Bayernauswahl. Ab 1967 interessierte er sich als 20-jähriger jedoch mehr für den Stehersport, für den man damals am Reichelsdorfer Keller Nachwuchs-Schrittmacher suchte.
Durst erinnert sich: „Das hat mir sofort großen Spaß gemacht, auch wenn ich jahrelang ohne größere Erfolge mit vielen verschiedenen Amateuren fahren musste. Richtig gut lief es erst mit Werner Heidrich von Schwalbe Nürnberg, mit dem ich 1970 meine erste Nominierung in die Nationalmannschaft schaffte.“
Als „Sprungbrett“ bezeichnet Durst seinen ersten WM-Titel, den er 1974 in Montreal gemeinsam mit Jean Breuer aus Hürth gewann. „Trotz der vielen Titel, die danach folgten, war das für mich bis heute mein schönster Sieg, nachdem ich mit Jean erst über den Hoffnungslauf ins Finale kam und niemand mit uns beiden rechnete“, erinnert sich Dieter Durst schmunzelnd. „Danach zählte ich dann ohne Unterbrechung zum Nationalkader bei Welt- und Europameisterschaften, bei denen ich Jahr für Jahr immer mehr wertvolle Erfahrungen sammeln konnte.“
1975, ’76, ’78 und ’80 gewann Durst mit Dieter Kemper (Dortmund) und Wilfried Peffgen (Köln) vier weitere WM-Titel bei den Profis. „Von Peffgen und Kemper lernte ich erst richtig das viel schwierigere Fahren auf kurzen und steilen Winterbahnen“, erzählt Durst, der 1994 seinen letzten WM-Titel mit dem Berliner Carsten Podlesch, dem Sohn von Ex-Weltmeister Rainer Podlesch, gewann. Danach hat der Weltverband UCI den Stehersport aus dem WM-Programm gestrichen. „Ein schwerer Fehler,“, ärgert sich Durst noch immer.
Reichelsdorfer Keller längst sein zweites Zuhause
Von den fränkischen Stehern profitierten die mehrfachen deutschen Meister Klaus Burges (Schwabach), Roland Renn (Herpersdorf) und Mario Vonhof (Schwabach) am meisten von der großen Erfahrung des Routiniers, der am Keller immer wieder Steher-Neulinge unter seine Fittiche nahm.
Talente will Durst auch künftig im Auge behalten. Er freut sich, dass der längst totgesagte Stehersport inzwischen wieder einen beachtlichen Aufschwung erlebt: „Vor allem in Nürnberg hat man beim Verein Sportplatz in den letzten Jahren sehr viel getan“, lobt Durst Bahnchef Andreas Zentara und seine Mitstreiter. Und verspricht: „Auch wenn ich nicht mehr in den Sattel steigen sollte, werde ich weiter zur Stelle sein.“
Langweilig wird es Durst auch ohne Renneinsätze kaum werden. „Ich werde unsere Fahrer und Schrittmacher beraten und auch zu den Auswärtsrennen begleiten", sagt Durst, für den die Rennbahn am Reichelsdorfer Keller längst sein zweites Zuhause geworden ist. Auch künftig wird er dort dreimal pro Woche im Einsatz sein: „Ich kümmere mich vor allem um die Schrittmacher-Maschinen, die regelmäßig und gut gewartet werden müssen. Da gibt’s jede Menge zu tun.“
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