Schock: Tierheim-Chef soll Kampfhunde einschläfern!

Immer mehr verbotene Tiere – wie Pitbulls – werden beschlagnahmt, doch in den Zwingern herrscht Platznot.
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Das Haus ist voll: Tierheim-Chef Denny Baruch mit Pitbull Pascha (2), der wie zehn andere Kampfhunde beschlagnahmt wurde.
Berny Meyer Das Haus ist voll: Tierheim-Chef Denny Baruch mit Pitbull Pascha (2), der wie zehn andere Kampfhunde beschlagnahmt wurde.

Immer mehr verbotene Tiere – wie Pitbulls – werden beschlagnahmt, doch in den Zwingern herrscht Platznot.

NÜRNBERG Sie sind offiziell in Bayern verboten, dürfen weder gezüchtet oder verkauft noch gehalten werden – doch in der Metropolregion tauchen immer Hunde wie Pitbulls oder Staffordshire Terrier auf – die als gesteigert aggressiv und gefährlich gelten.

Elf Tiere hat die Polizei bereits beschlagnahmt und ins Nürnberger Tierheim gebracht, zwölf weitere sind angekündigt. Tierheim-Chef Denny Baruch ist ratlos: „Wir haben keinen Platz, und wir können diese Hunde kaum vermitteln, weil sie ja in Bayern verboten sind.“

Auch ein Brand-Brief an das Bayerische Innenministerium, geschrieben von der Bundestagsabgeordneten Dagmar Wöhrl (CSU), der Präsidentin des Nürnberger Tierschutzvereins, brachte keine Hilfe. „Die Lösung des Problems obliegt nicht dem Innenministerium“, teilte Minister-Sprecher Oliver Platzer mit: „Im Zweifel müssen die Hunde dann eben eingeschläfert werden.“

„In Nordrhein-Westfalen macht man es vernünftiger“

„Einschläfern lehnen wir kategorisch ab“, sagt Denny Baruch. „Ich kann doch keinen gesunden und charakterfesten Hund töten lassen!“ Das Hauptproblem sei ja mehr der Halter eines solchen Tieres.

„Es ist ja fast schon eine Prestige-Sache in bestimmten Kreisen, einen Kampfhund zu haben“, weiß Eva Boser, Abteilungsleiterin beim zuständigen Umweltschutzamt in Nürnberg: „Um den illegalen Handel einzudämmen, stehen wir in Kontakt mit Polizei und Innenministerium.“

Aber: „Diese Hunde werden trotz Verbots gezüchtet und für viel Geld verkauft“, ärgert sich Baruch, „Dagegen muss viel strenger vorgegangen werden. Die Hunde hocken dann bei uns in den Zwingern und sind die Dummen, wie auch das Tierheim.“ Denn Unterbringung und Futter kostet pro Hund und Tag 15 Euro – also satte 450 Euro pro Monat. Und das auf unbestimmte Zeit, denn sie sind ja in Bayern nicht vermittelbar. Baruch versucht zwar, sie in anderen Bundesländern unterzubringen, doch das braucht Zeit.

„In Nordrhein-Westfalen macht man es vernünftiger“, findet Baruch: „Da verlangt man vom Hundehalter einen Sachkunde-Nachweis und ein Charakterzeugnis über sein Tier. Wenn alles passt, darf er einen Kampfhund halten.“

Bis zu zwei Jahre Haft für illegalen Hunde-Import

„Dies wäre eine Aufweichung der bayerischen Kampfhund-Verordnung“, beharrt Ministeriums-Sprecher Platzer: „Genau dies wollen wir durch unsere Typisierung vermeiden, es geht ja um gravierende Folgen bei Beißunfällen.“ Auch die von Dagmar Wöhrl geforderten strengeren Grenzkontrollen, um illegale Hundelieferungen abzufangen, seien nicht machbar: „Das obliegt dem Zoll, und der untersteht dem Bund.“

Die illegale Einfuhr dieser Tiere wird mit Geldstrafe oder bis zu zwei Jahren Haft geahndet. Doch schreckt das skrupellose Händler ab? Oder die Hundehalter, denen ein Bußgeld von 250 bis 500 Euro droht, wenn sie mit ihrem Pitbull erwischt werden? cis

Mehr über Kampfhunde in Nürnberg lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Wochenende, 13./14. Dezember.

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