Schock bei Grundstücks-Begehung
Giftiger Weltkriegs-Schutt unter dem ehemaligen Werksgelände der AEG in Nürnberg könnte eine Wohnbebauung unmöglich machen.
NÜRNBERG Tickt unter dem ehemaligen Werksgelände der AEG womöglich eine Umweltbombe unbekannten Ausmaßes? Befürchtungen, dass es so sein könnte, tauchten jetzt in Zusammenhang mit der Zukunftsplanung für das rund 15 Hektar große Areal zwischen Fürther und Muggenhofer Straße auf.
Nach dem Krieg wurde das Gelände mit gewaltigen Mengen von Schutt aufgefüllt. Umweltkriterien bei dessen Ablagerung spielten der Zeit entsprechend damals keine Rolle. So ist auch nicht klar, was eigentlich abgelagert wurde. „Das müssen erst Untersuchungen ergeben“, so Bertram Schultze von der MIB AG. Das Unternehmen mit Sitz in Berlin hat das Gelände im Sommer 2007 gekauft – und will der verwaisten Fläche eine neues Gesicht verleihen.
Ganz wohl ist dem MIB-Manager auch ohne genaue Kenntnis der verbuddelten Stoffe nicht. Bei einer Führung durch das AEG-Gelände am Wochenende, an der Vertreter der SPD und rund 100 Anwohner teilnahmen, wollte er von künftigen Wohnarealen nichts wissen. Zweifel, dass die ehemalige AEG-Betriebsfläche für reine Wohnzwecke nicht attraktiv genug sein könnte, hatte Schultze nicht nur wegen der Nähe zum Klärwerk: „Wir wissen ja nicht, wie problematisch der Schutt unter unseren Füßen tatsächlich ist.“ Diese Antwort lässt Bauchschmerzen vermuten.
Immerhin durften sich die Anwohner dahingehend beruhigen lassen, dass ihnen die neue Nutzung der AEG-Brache keine nächtlichen Belastungen zumuten soll. Logistische Großfirmen mit Rund-um-die-Uhr-Betrieb sind als Neuansiedler nicht gefragt. „Wir wollen einen Mix aus Gewerbebetrieben, Handwerksfirmen, Gastronomie und Kultur“, stellte MIB-Mann Schultze seine Projektierung vor. „So entspricht es auch den Vorstellungen der Stadt“, versicherte SPD-Fraktionschef Gebhard Schönfelder, der in Begleitung von Staatsminister Günter Gloser an dem Treffen teilnahm.
Schönfelder versprach bei dieser Gelegenheit auch, dass es keinen Bahnbetrieb zum Werksgelände geben werde – und dass die Muggenhofer Straße auch weiterhin für den Durchgangsverkehr gesperrt bleibt. Das Aufatmen bei den Anwohnern war förmlich zu spüren.
Wer zu den neuen Mietern auf dem Gelände gehören könnte, wollten die Berliner Investoren nicht verraten. „Diskretion gehört in solchen Fällen dazu, schließlich wollen wir die Verhandlungen nicht torpedieren“, hüllte sich MIB-Geschäftsführer Bertram Schultze bedeckt. Mit der Nachfrage scheint er jedoch zufrieden zu sein. „In fünf bis sechs Jahren dürften wir unser Ziel der Revitalisierung des Geländes erreicht haben.“
Helmut Reister
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