Schneekirche feiert Eröffnung
Mitterfirmiansreut - Mit elf Tagen Verpätung kann die Schneekirch am 28.Dezember 2011 eingeweiht werden. Wegen den warmen Temperaturen, dem fehlenden Schnee und weiteren Problemen war das Bauprojekt beinahe gescheitert. Für die Baumeister von Mitterfirmiansreut hat es in diesem Jahr keine Weihnachtsfeiertage gegeben. „Die Leute sind Tag und Nacht draußen auf der Baustelle“, sagt Julia Herzig vom „Schneekirchen-Büro“ in Mitterfirmiansreut.
In dem kleinen Bergdorf im bayerischen Wald wurde seit Mitte Dezember eine begehbare Kirche ganz aus Schnee errichtet. Nach vielen Schwierigkeiten und Verzögerungen wird das ungewöhnliche Bauwerk am 28. Dezember endlich eröffnet und erhält den kirchlichen Segen.
Nach den Plänen des Passauer Architekten entstand in Mitterfirmiansreut in den vergangenen Wochen ein 26 Meter langes Gotteshaus, das bis zu 200 Menschen Platz bieten soll. Auch ein 17 Meter hoher Kirchturm wurde aus Schnee und Eis geformt. Das spektakuläre Bauprojekt erfuhr in den vergangenen Wochen ein riesiges Medienecho im In- und Ausland.
Doch trotz des großen Interesses stießen die Organisatoren mit ihrem ehrgeizigen Plan auf unerwartet viele Schwierigkeiten. Das größte Problem: im sonst so wintersicheren Bayerischen Wald wollte bis Mitte Dezember einfach kein Schnee fallen. Die Bauarbeiten konnten nicht beginnen. Die ursprünglich schon für 17. Dezember geplante Einweihung der Kirche musste abgeblasen werden.
Außerdem plagten den Förderverein finanzielle Sorgen. „Wir sind immer noch auf Sponsorensuche“, sagt Julia Herzig. Die Kosten für Planung und Bau der Kirche liegen im sechsstelligen Bereich. Öffentliche Fördergelder für das Projekt flossen nicht wie erwartet, nun hoffen die Macher, auch über die Eintrittsgelder auf ihre Kosten zu kommen.
Ermahnung vom Bischof
Auch von kirchlicher Seite gab es Bedenken. Der Passauer Diözesanbischof Wilhelm Schraml lehnte die Bitte der Mitterfirmiansreuter um eine Weihe ihrer Schneekirche ab und untersagte sogar die Durchführung von Trauungen und Taufen in dem eisigen Gotteshaus. Vielmehr ermahnte Schraml die Macher angesichts des zunehmenden Rummels um das Projekt in einem Brief, „dass bei allen liturgischen Feiern und Veranstaltungen der Charakter des geziemenden Ortes gewahrt bleibt“.
In dieser Frage wurde ein Kompromiss gefunden: der örtliche Dekan Kajetan Steinbeißer wird die Kirche bei der Eröffnungsfeier am Mittwoch segnen. Steinbeißer begegnet dem Projekt mit großer Sympathie: „Die Schneekirche ist ein Denkmal zur Ehre an die Vorväter“, sagte der Geistliche im Vorfeld.
Tatsächlich wollen die Mitterfirmiansreuter mit dem Bau der Schneekirche an den 100. Jahrestag eines außergewöhnlichen Ereignisses in ihrer Ortsgeschichte erinnern. 1911 nämliche haben die Bewohner schon einmal eine Kirche aus Schnee gebaut – aus Protest. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war der Besuch des Sonntagsgottesdienstes für die Bewohner des abgeschiedenen Bergdorfs mit einem beschwerlichen, eineinhalbstündigen Fußmarsch in die Nachbarortschaft Mauth verbunden.
Als die Bitten der Mitterfirmiansreuter um eine eigene Kirche jahrelang erfolglos verhallten, entschlossen sie sich in der Weihnachtszeit 1911 zu einer ungewöhnlichen Demonstration: Sie errichteten sich ihre eigene Kirche – aus Schnee. Auch der Initiator der Schneekirche, der Gastronom Bernd Stiefvater, betont immer wieder, dass mit dem Projekt nicht in erster Linie kommerzielle Ziele verbunden sind: „Wir bauen die Schneekirche nicht aus Eigennutz, sondern halten damit die Geschichte von Mitterfirmiansreut lebendig“, sagt Stiefvater.