Schneekanonen-Irrsinn: So viel Energie wie ganz Nürnberg

München - Laut Kalender sind wir mittendrin in der Ski-Saison 2015/16 – doch die Pisten sind grün und braun. Höchstens einzelne, mickrige Fleckerl aus Kunstschnee lassen erahnen, dass Winter ist. Es ist schlicht und einfach zu warm, da können auch Schneekanonen nichts mehr ausrichten.
Auch die Zukunft verheißt nichts Gutes: Erst vor wenigen Tagen hat Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf das Jahr 2015 als das wärmste seit der Wetteraufzeichnung bezeichnet. Bis 2100 drohe eine weitere Erwärmung um 4,5 Grad, sagte sie. Die Folgen werden weitreichend sein.
Schon heute liegt Garmisch – klimatechnisch gesehen – 300 Meter niedriger als noch vor ein paar Jahrzehnten. „4,5 Grad entsprechen weiteren 900 Metern“, sagt Axel Doering vom Bund Naturschutz. Trotzdem setzen viele Alpen-Gemeinden nach wie vor auf Schneekanonen. „Die bayerischen Kommunen können diesen ruinösen Wettbewerb nicht gewinnen“, warnt Richard Mergner vom Bund Naturschutz. „Sie brauchen Tourismus-Konzepte, die ohne Schnee auskommen. Je mehr sie jetzt in Schneekanonen investieren, desto mehr Geld fehlt ihnen für alternative Konzepte!“
Skibetrieb auf der Zugspitze gestartet
Gemeinsam mit der Gesellschaft für ökologische Forschung in München hat der Bund Naturschutz am Dienstag eine neue Studie zur künstlichen Beschneiung in den Alpen vorgestellt. Ihr Titel lautet „Der gekaufte Winter“.
Die AZ nennt die wichtigsten Fakten:
- Die Studie geht davon aus, dass mittlerweile mindestens 70 000 Pisten-Hektar im Alpenraum von Schneekanonen gespeist werden. In Bayern hat sich die Fläche seit 2005 (382 Hektar) auf 888 mehr als verdoppelt. Der Zuwachs entspricht einer Fläche von 164 Fußballfeldern.
- Für einen Hektar Kunstschnee-Piste werden 20 000 Kilowattstunden Energie verbraucht. Im Vergleich: Ein durschnittlicher 4-Personen-Haushalt verbraucht ca. 4000 Kilowattstunden pro Jahr. Der Aufwand für die Grundbeschneiung liegt bei mindestens 1400 Gigawattstunden pro Saison, das entspricht dem jährlichen Bedarf von Nürnberg.
- Die Beschneiung von 70 000 Hektar Piste braucht etwa drei Mal so viel Wasser, wie alle Münchner in einem ganzen Jahr verbrauchen: nämlich rund 280 Kubikmeter oder 280 Milliarden Liter.
Katharina Conradin von der Alpenkommission Cipra International resümiert: „In Zeiten des Klimawandels ist die künstliche Beschneiung schlichtweg absurd.“ Cipra, BUND und die Gesellschaft für ökologische Forschung fordern den sofortigen Ausstieg, auch wenn er schmerzhaft sei. Das gelte auch fürs Sudelfeld oder den geplanten Ausbau am Riedberger Horn.
Am 19. Dezember in Ellmau-Going: Großer AZ-Skitag zum kleinen Preis