Schneechaos legt Bayern lahm
MÜNCHEN - Weil innerhalb weniger Stunden 20 Zentimeter Schnee fielen, kam es am Dienstag zum Verkehrskollaps. In Oberbayern und Schwaben krachte es über 200 Mal. Die AZ dokumentiert das Chaos.
Verkehrskollaps in Bayern
Auf den spiegelglatten Straßen ging es nur noch im Schneckentempo vorwärts. Autos und Lastwagen blieben an Steigungen liegen. Manche Fahrer waren mit Sommerreifen unterwegs. Es bildeten sich Staus, teilweise kamen die Räumfahrzeuge nicht mehr durch. In München kam der Berufsverkehr ins Rutschen. Die Polizei registrierte doppelt so viele Unfälle wie an normalen Tagen. Bis 13.30 Uhr wurden 85 Unfälle gemeldet. Bayernweit waren es hunderte. Alleine im Allgäu krachte es 75 Mal, sieben Menschen wurden verletzt. „Teilweise“, so ein Polizeisprecher, „gingen Notrufe im Minutentakt ein.“
Beim Frontalzusammenstoß eines Transporters mit einem Laster auf der Bundesstraße 12 bei Haag (Kreis Mühldorf) wurde ein 23-Jähriger aus Töging getötet. Der Lkw-Fahrer kam verletzt ins Krankenhaus. „Zur Unfallzeit herrschte starkes Schneetreiben mit Schneeverwehungen“, so ein Polizeisprecher. In Deisenhausen (Kreis Günzburg) rammte ein 25 Jahre alter Autofahrer auf Staatsstraße 2019 einen Bus. Der Autofahrer starb, Busfahrer und ein Passagier wurden verletzt.
Am Münchner Flughafen ging nichts mehr
62 Flüge wurden gestrichen. 140 Maschinen hatten über eine Stunde Verspätung. Start- und Landebahnen mussten für Räumfahrzeuge immer wieder gesperrt werden.
Verspätungen bei der S-Bahn
Bei der Münchner S-Bahn kämpfte man mit eingefrorenen Weichen. „In Grafrath, Hohenbrunn und Holzkirchen hatten Eisklumpen Weichen verklemmt“, erklärte ein Bahnsprecher. Einige Linien hatten bis zu zehn Minuten Verspätung. Bei der S8 waren es sogar 20 Minuten. In Feldmoching streikte an einem Bahnübergang die Schranke.
Auch die Deutsche Bahn ist betroffen
Wegen Lawinengefahr ist die Strecke Mittenwald-Scharnitz vorübergehend gesperrt. Züge wenden in Mittenwald und Scharnitz. Busse können nicht fahren, weil die B2 gesperrt ist. Ebenfalls blockiert ist die Strecke Garmisch–Reutte.
Es gilt die zweithöchste Lawinen-Warnstufe
In manchen Alpen-Regionen herrscht Warnstufe vier – die zweithöchste. Besonders gefährlich sind eingewehte Hangzonen in nordwestlicher Lage, betont ein Sprecher des Lawinenwarndienstes. Bereits einzelne Skifahrer könnten Schneebretter auslösen.
Wegen starken Winds und Schneefalls war am Dienstag in vielen Skigebieten im Allgäu nur eingeschränkter Skibetrieb möglich. „Unsere Schlepplifte laufen, aber die Sesselbahn mussten wir aus Sicherheitsgründen abstellen“, sagte ein Mitarbeiter der Grasgehren-Lifte bei Balderschwang. Auch im Skigebiet Fellhorn/Kanzelwand bei Oberstdorf standen am Dienstag einige Lifte wegen Schneesturms still. Am Fellhorn liegen derzeit 1,80 Meter Schnee, am Nebelhorn sind es rund drei Meter.
Im Bereich Sylvensteinsee und Achenpass sind mehrere Straßen wegen Lawinengefahr gesperrt. Im Allgäu wurden Gefahrguttransporte gestern angewiesen, Parkplätze anzusteuern. Im Bayerischen Wald gilt Schneekettenpflicht.
Ralph Hub
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