Schneechaos am Alpenrand: Nur kurze Entspannung in Sicht

Zu Jahresbeginn verwandelt Dauerschneefall den Süden Deutschlands und insbesondere den bayerischen Alpenraum in eine Winterlandschaft. Was die Wintersportler freut, nervt zunehmend alle anderen - besonders Reisende, die ihr Ziel oft nur mit großer Verspätung erreichen.
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Ein Bergretter wartet mit seinem Lawinenhund auf seinen Einsatz. Foto: Sven Hoppe
dpa Ein Bergretter wartet mit seinem Lawinenhund auf seinen Einsatz. Foto: Sven Hoppe

München (dpa/lby) - Lang anhaltende Schneefälle haben am Wochenende vor allem im Süden Bayerns den Straßen-, Bahn- und Flugverkehr zum Teil erheblich beeinträchtigt. Zum Ende der Winterferien führten im Alpenraum zudem Straßensperrungen wegen Lawinenwarnungen zu Behinderungen. Inzwischen herrscht überall in den deutschen Alpen die zweithöchste Lawinenwarnstufe vier. Eine junge Frau starb bei einem Lawinenabgang.

Auch wenn sich die Lage am Sonntag langsam entspannte, konnten die Meteorologen für den Süden noch keine Entwarnung geben. Für die nächsten Tage sind weitere Schneefälle angekündigt. In mehreren Landkreisen Südbayerns fällt am Montag die Schule aus.

Im Berchtesgadener Land starb nach einem Lawinenabgang am Teisenberg eine junge Frau in den Schneemassen. Nach Angaben der Polizei war die 20-Jährige am Samstag in einer Gruppe von insgesamt sechs Tourenskifahrern unterwegs, als sich bei der Abfahrt ins Tal eine Lawine löste. Die Frau wurde komplett verschüttet, ihre Begleiter dagegen wurden von dem Schneebrett nicht erfasst. Ein Lawinenhund der Bergwacht konnte die Frau zwar rasch aufspüren. Noch am Unfallort starb die 20-Jährige, ihre fünf Begleiter wurden von der Bergwacht ins Tal geleitet.

Am Münchner Flughafen waren Räumdienste am Wochenende fast ununterbrochen damit beschäftigt, die Start- und Landebahnen von den Schneemassen zu befreien. Auch hier entspannte sich die Lage am Sonntag: Es gab nur noch 15 Annullierungen, wohingegen am Vortag noch 130 Flüge ausfielen. Hunderte Flugzeuge hatten zudem zum Teil erheblich Verspätung. Insgesamt stehen für den Winterdienst am Flughafen München 672 Mitarbeiter zur Verfügung.

Auf den Straßen blieb das große Chaos aus, auch wenn es zum Teil lange Staus gab. Die meisten Unfälle gingen glimpflich aus, es blieb überwiegend bei Blechschäden. Ebenso blockierten immer wieder liegengebliebene Lastwagen die Straßen. Polizei und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. In München mussten Linienbusse, die sich festgefahren hatten, von der Feuerwehr wieder flott gemacht werden. Weil Bäume unter der Schneelast auf die Fahrbahn ragten, wurde die Autobahn 8 am Sonntagnachmittag bei Siegsdorf (Landkreis Traunstein) vorübergehend gesperrt. Zwischenzeitlich staute sich der Verkehr in Richtung München auf bis zu 15 Kilometern.

Bei Bad Tölz starb ein 19-Jähriger nach einem Autozusammenstoß auf schneeglatter Straße. Vier weitere Menschen wurden bei dem Unfall verletzt - zwei davon schwer. Ein 23-Jähriger war auf die Gegenfahrbahn geraten und in die Beifahrerseite eines anderen Autos gekracht. In Aschau im Chiemgau wurde eine 23 Jahre alte Frau von einem Auto erfasst, dabei schwer verletzt und später im Krankenhaus für hirntot erklärt. Der Fahrer des Wagens flüchtete. Die Frau war zu Fuß auf der Straße unterwegs - möglicherweise, weil diese besser geräumt war als der Gehweg.

Der starke Schneefall behinderte am Sonntag auch weiterhin den Zugverkehr, vor allem südlich und westlich von München. Etliche Verbindungen im Allgäu sowie in Richtung Wolfratshausen, Starnberg, Holzkirchen und Garmisch-Partenkirchen waren gesperrt. Wegen Bäumen in der Oberleitung fuhren zeitweise zwischen Gauting und Starnberg sowie zwischen Ebenhausen und Wolfratshausen keine Züge. Von Garmisch-Partenkirchen an war der Verkehr in Richtung Österreich eingestellt, ebenso zwischen Berchtesgaden und Bischofswiesen sowie ab Holzkirchen in Richtung Schliersee und Tegernsee.

In Niederbayern blieb der Betrieb der Waldbahn eingestellt. Nur auf einem kurzen Abschnitt zwischen Plattling und Deggendorf verkehre ein Zug im Pendelverkehr, teilte der Betreiber am Sonntag mit. Mitarbeiter waren in Zügen mit Schrittgeschwindigkeit unterwegs, um Bäume und Äste von der Strecke zu räumen. Am Sonntag ließ sich nicht abschätzen, wie lange die Arbeiten noch dauern.

Auch im benachbarten Österreich hatten Urlauber und Reisende am Sonntag noch mit den Schneemassen zu kämpfen. In den Skigebieten Obertauern und Saalbach-Hinterglemm waren Tausende Touristen eingeschlossen. Die rund 12 000 Wintersportler in Saalbach-Hinterglemm seien jedoch nicht in Gefahr, sagte Bürgermeister Alois Hasenauer. Der Ort, in dem rund fünfzig Prozent der Urlauber aus Deutschland kommen, bleibt vom Straßennetz abgeschnitten, bis sich das Wetter bessert.

Glück im Unglück hatten rund 300 Reisende, deren Nachtzug nach Zürich in der Nähe von Kitzbühel auf einen umgestürzten Baum kollidierte. Nach vier Stunden auf offener Strecke wurden die Waggons in einen Bahnhof geschleppt, wo die unverletzten Passagiere mit warmen Getränken versorgt wurden. In Tirol warnten die Behörden wegen der Gefahr von Baumstürzen vor Wanderungen. In den Bundesländern Niederösterreich und Oberösterreich waren zwischenzeitlich rund 14 000 Haushalte ohne Strom, weil Bäume und Äste Leitungen beschädigten.

Eine durchgreifende Wetteränderung ist nach Angaben der Meteorologen nicht in Sicht. Während es nördlich der Donau meist regnerisch-nass bleibt, wird es Richtung Alpen auch in den kommenden Tagen immer wieder Schnee geben. Denn das nächste Tief steht schon in den Startlöchern.

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