Schnee, Eis und gestrichene Flüge

MÜNCHEN - Schnee und Eis auf Bayerns Straßen haben in Teilen des Freistaats zu Unfällen geführt. Am Münchner Flughafen fielen rund 100 Flüge komplett aus. Geduld brauchte auch, wer auf Bus und Bahn angewiesen war.
Winterchaos auf den Straßen und Landebahnen. In Oberbayern und der Oberpfalz kam es vermehrt zu Unfällen. In Schwaben sind aufgrund schneeglatter Straßen mehrere Schwerverletzte zu beklagen.
Im Bereich der Polizei Kempten ereigneten sich den Angaben zufolge innerhalb von zwölf Stunden mehr als 130 Unfälle, meist mit Blechschäden. „Das sind doppelt so viele wie üblich“, sagte ein Polizeisprecher. Vor allem auf schneebedeckten Nebenstrecken und im Bereich spiegelglatter Kreuzungen habe es häufig gekracht. Insgesamt registrierte die Polizei 22 Unfälle mit zum Teil schwer verletzten Personen. Mehrere Autofahrer waren auf glatten Straßen frontal in den Gegenverkehr gerutscht.
Auf der Autobahn 3 in Niederbayern gab es vier schwere Unfälle. Bei Passau kam ein Lastwagen in Fahrtrichtung Österreich ins Schleudern und kippte um. Die Autobahn musste vier Stunden lang komplett gesperrt werden. Es entstand ein Schaden von rund 63 000 Euro. Wegen des Unfalls staute sich der Verkehr auch auf der Gegenfahrbahn. Ein Autofahrer bemerkte den Stau zu spät und krachte in das Stauende. Er wurde in seinem Wagen eingeklemmt und schwer verletzt. Seine Beifahrerin erlitt leichte Verletzungen. Die Autobahn wurde für drei Stunden gesperrt.
Ausgelaufener Diesel
Ebenfalls in Fahrtrichtung Österreich kam ein britischer Lastwagen, der mit 4,5 Tonnen Kleidung beladen war, auf der Autobahn 3 vor dem Autobahnkreuz Deggendorf ins Schleudern. Er durchbrach die Außenschutzplanke und blieb an einem Hang liegen. Der Fahrer wurde leicht verletzt. Es lief Kraftstoff aus und die Autobahn musste komplett gesperrt werden. In Fahrtrichtung Nürnberg zwischen Bogen und Straubing stürzte die Zugmaschine eines mit 37 000 Litern Diesel beladenen Tanklasters um.
Auch in Oberbayern krachte es einige Male. Mindestens acht Menschen wurden leicht verletzt. In der Oberpfalz zählte die Polizei 28 Unfälle, bei denen vier Menschen leicht verletzt wurden. In Unterfranken verunglückten auf der Autobahn 3 Würzburg-Nürnberg zwei Lkw auf glatter Straße.
Allein in München krachte es innerhalb von fünf Stunden 80 Mal. In der Oberpfalz zählte die Polizei 200 Crashs mit 28 Verletzten in 30 Stunden.
Verspätete und annulierte Flüge
Wer es am Donnerstag eilig hatte, war schlecht dran. Wohl dem, der halbwegs rechtzeitig und wohl behalten an sein Ziel kam. Allein am Flughafen wurde etwa jeder siebte Flug annulliert. Rund 150 Maschinen starteten mit über einer Stunde Verspätung. Die Start- und Landebahnen mussten nonstop im Wechsel geräumt werden - wofür die Kehrblasgeräte, Multi-Enteiser und Schneepflüge jedes Mal 30 Minuten brauchten. Auch für die nächsten Tag gilt: Vor Reiseantritt sollte man sich unter www.munich-airport.de oder im Videotext des Bayerischen Fernsehens informieren, ob der Flieger überhaupt startet. Telefonische Auskunft gibt’s unter Tel. 089/975-21313.
In München waren am Donnerstag seit 2 Uhr insgesamt 617 Mitarbeiter der Stadt unterwegs, um Straßen, Überwege und Gefahrenstellen von Schnee und Eis zu befreien. Je 550 Tonnen Salz und Split wurden gestreut. Der Winterdienst kam kaum hinterher.
Schnee in den Gleisen
Wenig entspannt war die Lage auch bei Bus und Bahn. Ob Bus oder Tram: Auf kaum einer Linien verkehrten die Fahrzeuge pünktlich. Bei der Tram kamen Weichenstörungen hinzu, vor allem im Bereich am Hauptbahnhof, Max-Weber-Platz, Isartor, Maxmonument und Romanplatz: Autos schoben Schnee in die Weichen, fuhren ihn fest. Dadurch blockierten die Weichen und mussten erst wieder freigeräumt werden. Auf den Strecken der S 4 und S7 sowie auf den Fernstrecken um Treuchtlingen gab’s ebenfalls Weichenstörungen.Das Problem, erklärt die MVG: "Die betroffenen Weichen können in der Regel nicht mehr richtig gestellt werden, weil der Individualverkehr Schnee in die Anlagen schiebt und festfährt."
Auch für die kommenden Tage rechnet die MVG mit witterungsbedingten Störungen. Darauf will sie im Trambahn-Netz mit Nachtfahrten reagieren. Dann werden Züge eigens dafür eingesetzt, die Gleise frei zu fahren.
dpa, ddp,az