Schmuggel von Silvester-Feuerwerk boomt

Der Schmuggel von Feuerwerkskörpern aus Tschechien und Polen boomt. Allein im Jahr 2009 sind mehr als zweieinhalb Tonnen verbotene Böller in den Autos von Reisenden entdeckt worden.
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Beschlagnahmte Silvester-Knaller aus Polen.
dpa Beschlagnahmte Silvester-Knaller aus Polen.

NÜRNBERG/MÜNCHEN - Der Schmuggel von Feuerwerkskörpern aus Tschechien und Polen boomt. Allein im Jahr 2009 sind mehr als zweieinhalb Tonnen verbotene Böller in den Autos von Reisenden entdeckt worden.

Trotz Behördenwarnungen boomt in den Wochen vor Silvester der Schmuggel von Feuerwerkskörpern aus Tschechien und Polen. Allein im Jahr 2009 seien bei Polizeikontrollen im Grenzgebiet mehr als zweieinhalb Tonnen verbotene Böller in den Autos von Reisenden entdeckt worden, berichtet das bayerische Landeskriminalamt (LKA) am Montag in Nürnberg. Viele Hobby- Feuerwerker locke nicht nur der geringere Preis der in Polen und Tschechien angebotenen Ware, sondern auch der angeblich größere pyrotechnische Effekt, berichtete der LKA-Beamte Jürgen Gust.

Viele Käufer würden aber die Verletzungsgefahr verkennen, die sie mit dem Kauf der in China produzierten Schmuggelware eingingen. „Wir reden hier über wirklich gefährliches Material“, unterstrich der LKA- Experte. Während die in Deutschland zugelassenen Böller allein aus Schwarzpulver und Sägemehl bestünden, enthalte die Schmuggelware aus Tschechien und Polen sogenanntes Blitzknallpulver und Gips. Die dadurch ausgelöste Druckwelle sei so groß, dass sich damit geschlossene Behälter wie Briefkästen mühelos sprengen ließen.

Verheerende Wirkungen hätten solche Böller, aber auch zugelassene Kanonenschläge mit der BAM-Prüfnummer, wenn sie in Kinderhänden explodierten, berichtete der Kinderarzt Karl Bodenschatz vom Klinikum Nürnberg. Kinderhände würden dadurch regelrecht abgerissen; da Behandlungen in solchen Fällen extrem schwierig seien, litten Betroffene oft ein ganzes Leben lang unter den Folgen solchen Silvester-Unfugs, bestätigte auch seine Klinik-Kollege, der Plastische Chirurg Bert Reichert. Zum Beweis ließen sie zusammen mit der Nürnberger Feuerwerk geschmuggelte Böller in einer Schweinpfote explodieren.

Am häufigsten aber würden Kinder in der Silvesternacht mit Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht. Auch Hörschäden seien üblich. Beide Ärzte warnten daher, mit Feuerwerk auf Menschengruppen zu schießen. Immer wieder komme es vor, dass Silvesterknaller in Manteltaschen oder Anorak-Kapuzen landeten. Dadurch gerate die Kleidung in Brand, Betroffene erlitten meist schwere Verbrennungen.

Nach dem Rat der bayerischen Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) sollten Hobby-Feuerwerker bei ihrer Silvester- Knallerei auch die Nähe von Kirchen und Kliniken meiden. Wer Ärger mit der Polizei vermeiden möchte, sollte auch nicht gerade neben einem Kinder- oder Altenheim seine Raketen zünden. Auch in der Nachbarschaft von Reet- und Fachwerkhäusern sei wegen der erhöhten Brandgefahr das Zünden von Feuerwerk nicht mehr zulässig, betonte die bayerische Sozial- und Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) in einer Mitteilung.

Unterdessen hat die Stadt Nördlingen ihre Altstadt an Silvester zur raketenfreie Zone erklärt. Die Stadtverwaltung erließ wegen akuter Brandgefahr für den historischen Stadtkern innerhalb der Stadtmauern ein Verbot für das Abbrennen von Feuerwerkskörpern. Die Polizei soll dieses Verbot vor allem am Marktplatz überwachen, wo in den vergangenen Jahren traditionell die Böller gezündet wurden. Ein Verstoß gegen das Verbot könne mit einem Bußgeld bis zu 50 000 Euro geahndet werden, teilte die Stadt am Montag mit.

dpa

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