Schlimmster Kinderschänder: Die Spur führt nach Franken
Es geht um 1000-fachen Missbrauch. Ein Bamberger Anwalt zeigte den Esoterik-Guru Ulrich Schulz (59) alias Oliver Shanti schon vor zehn Jahren an. Er verspricht jetzt: „Ich werde den Fall nicht ruhen lassen."
BAMBERG/MÜNCHEN Polizeibeamte und Staatsanwälte klopften sich gegenseitig auf die Schultern und feierten die Festnahme des jahrelang gesuchten Kinderschänders Oliver Shanti (59) als großen Fahndungserfolg. Dabei lag der Staatsanwaltschaft bereits 1998 eine Anzeige vor. Doch die Ermittlungen gegen den selbsternannten Guru der Esoterik-Szene wurden damals sang- und klanglos eingestellt.
Die beiden Söhne einer Mandantin packten aus
Der Bamberger Rechtsanwalt Dieter Widmann servierte Oliver Shanti, der mit bürgerlichem Namen Ulrich Schulz heißt, den Behörden vor zehn Jahren quasi auf dem Präsentierteller. Die beiden Söhne einer Mandantin von ihm hatten umfangreiche Aussagen gemacht, die den Esoteriker, der mit spirituellen CDs Millionen anhäufte, schwer belasteten.
Sowohl in seiner Münchner Wohnung als auch auf seiner riesigen Finca in Portugal habe er die beiden damals 13 und 16 Jahre alten Buben in vielen Fällen missbraucht. Ihrer Mutter, die Shanti damals schon länger kannte, waren später bei ihren Söhnen gravierende Verhaltensstörungen aufgefallen. Doch erst als sie die Söhne zum wiederholten Male zur Rede gestellt hatte, packten die beiden aus.
Rechtsanwalt Widmann erstattete daraufhin umgehend Strafanzeige bei der Bamberger Polizei, die über den Dienstweg Erlangen schließlich bei der Staatsanwaltschaft in München landete. Der Anwalt wundert sich noch heute, dass die Ermittlungen nach einem Jahr ergebnislos eingestellt wurden. Widmann, der die Einstellungsgründe für nicht nachvollziehbar hält, sagte jetzt zur AZ: „Ich werde den Fall nicht ruhen lassen, habe bereits Akteneinsicht beantragt.“
Ein mutmaßliches Opfer starb durch Alkohol und Drogen
Für eines der beiden Missbrauchsopfer kommen derartige Aktivitäten allerdings zu spät. Er geriet als Jugendlicher auf die schiefe Bahn, wurde wiederholt straffällig und neigte zu exzessivem Drogen- und Alkoholgenuss, den er mit dem Leben bezahlte. Für seine Mutter steht fest, dass der Absturz ihres Sohnes auf die Übergriffe Shantis zurückzuführen sind.
Der dickleibige Esoterik-Guru, der im fernen Indien erste Erfahrungen mit Spiritualität machte, ließ sich in den 90er Jahren mit seiner Anhängerschaft im Bayerischen Wald bei Viechtach nieder. Schon damals fiel seine besondere Nähe zu Kindern auf. Danach erwarb er mit den Erlösen seiner Esoterik-CDs ein riesiges Anwesen in Portugal. In dem abgeschirmten Komplex ging den Ermittlungen der Polizei zufolge nicht nur die örtliche Prominenz ein und aus. Dutzende von Kindern soll er dort sexuell missbraucht haben. Jetzt wartet er auf seine Auslieferung nach Deutschland. Helmut Reister