Schlimmer Sex-Skandal im katholischen Internat

Bambergs Domkapitular Otto M. (63) soll Schüler missbraucht haben – gestern trat er von seinem Amt zurück. Die Vorwürfe sind seit einem halben Jahr bekannt, die Kirche wollte den Fall offenbar vertuschen.
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Schwere Vorwürfe gegen den Bamberger Domkapitular Otto M. (63): Er soll als Leiter eines Internats minderjährige Buben sexuell missbraucht haben.
abendzeitung 2 Schwere Vorwürfe gegen den Bamberger Domkapitular Otto M. (63): Er soll als Leiter eines Internats minderjährige Buben sexuell missbraucht haben.
Otto M. gehörte zum engsten Beraterkreis des Erzbischofs.
abendzeitung 2 Otto M. gehörte zum engsten Beraterkreis des Erzbischofs.

Bambergs Domkapitular Otto M. (63) soll Schüler missbraucht haben – gestern trat er von seinem Amt zurück. Die Vorwürfe sind seit einem halben Jahr bekannt, die Kirche wollte den Fall offenbar vertuschen.

BAMBERG Sex-Skandal in der obersten Führungsebene der Erzdiözese Bamberg! Der Personalchef des Bistums, Domkapitular Otto M. (63), steht im Verdacht, Schüler des katholischen Internats Ottonianum sexuell missbraucht zu haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn.

Bambergs Leitender Oberstaatsanwalt Joseph Düsel gab sich gestern wortkarg. „Wir haben von dem Fall erst aus der Zeitung erfahren“, sagte er zur AZ. Innerhalb der katholischen Kirche sind die Vorwürfe nämlich bereits seit mehr als einem halben Jahr bekannt, wurden jedoch diskret unter dem Tisch gehalten. Eine Anzeige wurde nicht erstattet.

Otto M., der am 18. Juli von seinem Posten als Personalchef des Bistums Bamberg beurlaubt worden war, wollte den Ausgang des Ermittlungsverfahrens nicht abwarten. Eine Kirchensprecherin bestätigte, dass der Geistliche gestern von seinem hohen Amt zurückgetreten sei. Erzbischof Ludwig Schick habe den Rücktritt angenommen.

Ein ehemaliger Schüler brachte die Affäre ins Rollen

Der beschuldigte Domkapitular, einer von 12 gleichgestellten Funktionsträgern innerhalb der Diözese Bamberg, gehörte zum engsten Beraterkreis des Erzbischofs und genoss bis zum Herbst letzten Jahres dessen uneingeschränktes Vertrauen. Dann tauchte allerdings ein ehemaliger Schüler des Internats auf, erhob schwere Anschuldigungen gegen den kirchlichen Würdenträger. Nach Angaben des Bistums habe man jedoch die Angelegenheit nicht mehr weiterverfolgt, weil Aussage gegen Aussage gestanden habe.

Ein geheim tagendes Sondergremium der Kirche musste sich danach aber erneut mit der Affäre beschäftigen, als weitere Internatsschüler ähnliche Vorwürfe erhoben. „Der Verdacht“, so die Sprecherin der Diözese, „hat sich dann erhärtet.“ Trotzdem unterblieb auch danach die Einschaltung der Staatsanwaltschaft.

Die Übergriffe sollen sich zwischen 1976 und 1991 zugetragen haben. Otto M. war dort zunächst zwei Jahre lang Präfekt, dann Direktor des Ottonianums. Danach bekleidete der Geistliche in Höchstadt/Aisch und später in Ansbach das Amt eines Dekans. Als er 2004 von Bambergs Erzbischof mit den Aufgaben des Personalchefs betraut wurde und Ansbach verließ, schrieb Otto M. im Gemeindeblatt: „Besondere Verantwortung spürte ich im Auftrag, junge Menschen auf ihren Dienst in der Seelsorge vorzubereiten.“

Helmut Reister

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