Schlamperei im Hort: Es geht um 40.000 Euro fürs Essen
Acht Jahre lang wurde doppelt so viel kassiert, wie tatsächlich ausgegeben wurde – doch es gab keine Kontrolle der Stadt.
NÜRNBERG Es geht um viel Geld. 40.000 Euro haben die Eltern des städtischen Kinderhorts für individuelle Lernförderung in der Sielstraße fürs Mittagessen ihrer Kinder dort bezahlt. Doppelt so viel, wie es tatsächlich gekostet hat. Viel Geld, das die Eltern, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, gut hätten brauchen können. Doch das hat offensichtlich niemanden interessiert: Die Schlamperei kam erst nach acht Jahren ans Licht.
Besonders die Vorsitzende des Elternbeirats litt unter dem Vorgang. „Wir haben uns oft über die Sache unterhalten. Es hat sie schwer belastet“, schreibt eine Freundin an die AZ. Die Elternbeirätin ist vor wenigen Tagen an Krebs gestorben: „Den Brief bin ich meiner Freundin schuldig.“
Belastet hat die Frau ein Schreiben der wirtschaftlichen Jugendhilfe der Stadt. In dem wird sie unmissverständlich aufgefordert, „anteilig Essensgeld in Höhe von 18.250 Euro an uns zurückzuerstatten“. Als Vorsitzende sei sie für die Kontoführung des Elternbeirats verantwortlich: „Unsere Rückforderungen richten sich daher gegen Sie!“
„Das ist alles im Guten abgelaufen“, sagt der Chef des Jugendamts
Knallhart. Doch Rudolf Reimüller, der Chef des Jugendamts, will das Schreiben nicht so verstanden wissen. „Das war eine reine Formsache“, sagt er. Zwar seien grundsätzlich die Elternbeiräte zuständig, um das Essensgeld einzusammeln: „Im Hort an der Sielstraße haben die Eltern aber eine Mitarbeiterin gebeten, das für sie zu erledigen.“
Warum diese jedoch acht Jahre lang doppelt so viel kassiert hat, wie das Essen eigentlich kostete, „ist nicht zu beantworten“, so Reimüller. Eine Kontrolle der Einnahmen und Ausgaben wäre besser gewesen. Doch die fand nicht statt. Über acht Jahre sammelte sich so die Summe von 40.000 Euro an. „Die Mitarbeiterin hat sich uns dann offenbart“, so der Behördenleiter.
Er schaltete das Rechnungsprüfungs- und das Personalamt ein. Resultat: Es lag kein Verschulden vor. „Denn es ging ja nicht um städtische Mittel sondern um Geld der Eltern“, das auch noch auf dem Konto lag. Die Eltern bekamen 22.000 Euro zurück, die Jugendhilfe, die für einen Teil der Kinder das Essensgeld übernahm, die restlichen 18.250 Euro. „Das ist alles im Guten abgelaufen“, sagt Reimüller. „Gegen die Vorsitzende des Elternbeirats gab es keine Vorwürfe.“
Die sah das offensichtlich anders. Ihren Ärger auf die städtischen Stellen hat sie mit ins Grab genommen. mir
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