Schlammschlacht um Bau-Reste aus dem Mittelalter
Augustinerhof: Stadt-Archäologe entdeckt Fragmente einer Bebauung aus dem 12. Jahrhundert.
NÜRNBERG Schlammschlacht im Augustinerhof: Mühsam werden zurzeit rund 400 Eichen- und Tannen-Pfähle aus dem Morast gezogen, die hier seit über 600 Jahren im Boden steckten. Stadt-Archäologe John Patrick Zeitler geht mit seinen Helfern dem alten Nürnberg auf den Grund, ehe im Sommer die Bagger für den Bau des neuen Augustinerhofs anrollen können.
Bebauung aus dem 12. Jahrhundert
„Das sind die Gründungspfähle für die Sandstein-Bebauung aus dem späten 14.Jahrhundert“, so Zeitler. Diese Häuser wurden am 2.Januar 1945 zwischen 18.45 und 19.30 Uhr durch die Bomben der Aliierten zerstört. Bei rund 80 Pfählen wollen die Archäologen durch das Auszählen der Jahresringe das genaue Alter bestimmen. „Das funktioniert fast wie bei einem Barcode auf der Lebensmittel-Packung“, so Zeitler.
Unter diesen Pfählen haben die Archäologen Reste einer älteren Bebauung aus dem 12. Jahrhundert gefunden – zwei bis drei brauchbare Funde aus dieser ersten Besiedelung der Pegnitzauen würden zur Datierung reichen, so Zeitler.
„Wir haben den Teppich hochgehoben und rollen ihn jetzt zurück!“
Weil das trockene Niveau des 12.Jahrhunderts 3,80 Meter unter dem heutigen liegt, „ist ohne Pumpen nichts mehr zu machen“, so Zeitler. Im 14. Jahrhundert habe man dann 1,50 Meter aufgeschüttet, um bei steigendem Pegnitz-Pegel wieder trockene Füße zu bekommen. Grund: Durch ständig angeschwemmtes Sediment stieg der Wasserstand des Flusses ständig an.
Rund 20 Prozent der Augustinerhof-Fläche habe man inzwischen untersucht, so Zeitler: „Wir haben den Teppich hochgehoben und rollen ihn jetzt zurück!“ Im Grundstücks-Innern hofft Zeitler noch, eine historische Anlegestelle ausgraben zu können.
Weil man inzwischen weiß, in welchen Schichten wichtige Funde zu erwarten sind, könne man jetzt auch mit schwererem Gerät arbeiten. Dennoch werden die Archäologen noch bis Ende Juni zu graben haben. W. Vennemann
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