Schlag gegen internationalen Drogenhändlerring

In Bayern starben in den vergangenen drei Jahren 85 Menschen am Konsum neuer psychoaktiver Stoffe. Die Polizei hat jetzt einen Händlerring auffliegen lassen - mit einem alten Bekannten.
dpa |
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München (dpa/lby) - Die Polizei hat in Bayern einen international tätigen Drogenhändlerring ausgehoben. Die Organisation um einen 32-jährigen Münchner Drogenproduzenten hatte über mindestens 30 Internetshops sogenannte "Kräutermischungen" an mehr als 20 000 Käufer in Deutschland und im Ausland verschickt, wie Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag mitteilte.

Das Ermittlungsverfahren war Herrmann zufolge deutschlandweit das bisher größte gegen sogenannte Neue psychoaktive Stoffe (NpS). Bei diesen Stoffen handelt es sich meist um chemisch hergestellte Cannabis-Alternativen, die mit Trägermitteln wie Nutzhanf oder Damianakraut gemischt werden. Chemische Kenntnisse seien zur Herstellung der NpS nicht erforderlich, sagte Kriminaldirektor Jörg Beyser, Dezernatsleiter für Rauschgiftdelikte am Landeskriminalamt. "Das könnte sogar ein Grundschüler machen."

Das Tückische: Die Kunden kaufen die Drogen in kleinen, bunten Tüten in seriös wirkenden Internetshops. Das Mischungsverhältnis schwankt jedoch stark und die chemischen Stoffe können dadurch auch tödlich wirken. Verkauft werden NpS meist unter harmlosen Namen wie "Kräutermischung" oder "Badesalz".

Der 32-jährige Haupttäter wurde bereits im März 2018 festgenommen und sitzt mit fünf weiteren Tätern in Untersuchungshaft. Aus ermittlungstaktischen Gründen veröffentlichten die Behörden den Erfolg jedoch erst jetzt, um auch Hintermänner zu ermitteln. Der Täter führte in München ein Luxusleben und gab gegenüber den Beamten an, monatlich mehr als 60 000 Euro mit der Produktion von NpS zu verdienen.

2013 war er vom Oberlandesgericht Ansbach wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz bereits zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Wie Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger mitteilte, sagte der Mann damals zu Polizisten: "Ihr werdet noch sehen, ich werde mal ein ganz Großer." Aufgrund dieser Aussage habe man ihn auch im aktuellen Fall verdächtigt. "Er hat sich ein bisschen vielleicht durch seine Großspurigkeit selber wieder ans Messer geliefert", sagte Schrotberger.

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