Schläger-Opfer: Siebte Operation!
Am Samstag finden Demos in Fürth und Nürnberg statt. Derweil köchelt ein Streit zwischen OB Maly und dem Solidaritätskomitee für den 17-jährigen Birol
NÜRNBERG Birol B. (17) hat mittlerweile die siebte Operation am rechten Bein hinter sich. Nach der Prügelorgie Ende April in der U-Bahn am Plärrer hatten wohl die Tritte des Rechtsradikalen Peter R. (24) zu Quetschungen an Muskeln und Nerven geführt. Durch die Herzstillstände und das Koma sind Gehirnzellen abgestorben. Sein Kurzzeitgedächtnis fällt immer wieder aus. Die Ärzte hoffen, dass er ohne Herzschrittmacher weiterleben kann. An die Tat, die ihn fast das Leben kostete, kann sich Birol B. nicht erinnern.
Bedi E. ist eine Vertraute von Birols Familie. Sie spricht während einer Pressekonferenz zur morgigen Demonstration gegen Rechts in Nürnberg und Fürth. Es wundert sie, dass die Ermittlungsbehörden Birol B. überhaupt vernehmen wollen. „Er weiß von dem Tag nichts mehr.“ Zwar registriert er, dass viele Menschen ihn unterstützen. Er frage aber oft nach dem Warum – so schnell vergisst er.
Die Nazi-Freundin soll einen Zeugen zur Lüge angestiftet haben
Das Solidaritätskomitee, das sich für Birol B. gegründet hat, hat noch viele Fragen. So zum Beispiel, warum gegen die ebenfalls rechtsradikale Freundin von Peter R. nicht wegen versuchter Strafvereitelung ermittelt wird. Sie behauptet, von Birol B. beleidigt und angegriffen worden zu sein, woraufhin ihr Freund zugeschlagen habe. Ein Zeuge hat genau das nicht bestätigt. Mehr noch: Er sagt, die Freundin habe ihn aufgefordert, vor der Polizei die Beleidigung zu bekräftigen.
Die Justiz tut sich allerdings schwer, diese „versuchte Strafvereitelung“ nachzuweisen. Denn für die Staatsanwaltschaft kann noch immer nicht ausgeschlossen werden, dass die Nazi-Freundin tatsächlich beleidigt wurde – und der Zeuge das nur nicht hörte. So gibt es auch keine Ermittlungen gegen Peter R.s Freundin.
Derweil gibt’s Zoff mit der Stadt: Das Komitee, das am Samstag Demos in Fürth (12 Uhr, Hauptbahnhof) und Nürnberg (14 Uhr, Plärrer) initiiert, bemängelt, dass Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD) nicht zur Teilnahme an der Demonstration aufruft. Maly kontert: „Ich kümmere mich hinter den Kulissen um das Thema und bin mir nicht sicher, ob die Bündnispartner des Komitees die richtigen für mich wären. Trotzdem setze ich mich gegen Rechtsextremismus ein.“
Susanne Will
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