Scheuers Bahnsinn mit dem Brenner-Basistunnel

Rosenheim - Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) konnte seine Gereiztheit nicht ganz verbergen, als er am Montag in Rosenheim die Planungen zum Brenner-Nordzulauf der Bahn vorstellte. "Sind Sie gut hergekommen?", fragte er einen Tiroler Journalisten: "Haben Sie hier eine Unterkunft?"
Um den seit Wochen eskalierenden Streit zwischen Bayern und Tirol um den Brenner-Transit ging es nur indirekt, aber Scheuer war trotzdem immer noch geladen. Die Lkw-Staus seien nicht in Tirol, sondern auf bayerischer Seite zu beobachten, schimpfte Scheuer. Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) verordne eine Blockade nach der anderen.
Brenner-Transit: Streit zwischen Bayern und Tirol
Von Tiroler Seite wird Bayern immer wieder angekreidet, zu wenig zu tun, um den Güterverkehr von der Straße auf die Schiene zu bringen. Während der Brenner-Basistunnel der Vollendung entgegengeht, wird um den Nordzulauf auf der bayerischen Seite seit Jahren nur diskutiert, heißt es. Bürgerdialog dauere eben seine Zeit, hielt Scheuer entgegen.
Bei den Planungen für mehr Bahnkapazitäten durchs bayerische Inntal ist der Ausbau der bestehenden Strecke als Alternative zu einer Neubaustrecke jedenfalls vom Tisch. Dies sei geprüft worden. "Die klare Antwort: Nein, das ist es nicht", sagte Bahn-Projektleiter Torsten Gruber. Bürgerinitiativen hatten diese Lösung gefordert. Nach ihrer Ansicht ist die Neubaustrecke überflüssig.
Die Bahn legte fünf Vorschläge für Grobtrassen vor. Zwei mögliche Stränge sehen die Planer der Bahn östlich von Rosenheim. Eine dieser Trassen würde zu großen Teilen im Tunnel laufen – weshalb sie seitens der Politik auf Sympathien stößt.
Neubaustrecke frühestens 2038 fertig
Die neue Strecke soll die Kapazitäten zum Basistunnel erweitern, der ab etwa 2028 mehr Güter auf die Schiene bringen und die Brennerroute vom Lastwagenverkehr entlasten soll. Eine Neubaustrecke auf deutscher Seite könnte frühestens 2038 fertig sein. Bis dahin reiche die bestehende Strecke, die dafür modernisiert werden solle, hieß es.
Gegen die meisten Vorschläge hatte es in Rosenheim massive Proteste gegeben – diese musste sich auch Scheuer vor der Pressekonferenz anhören, als Dutzende Bürger ihrem Unmut freien Lauf ließen. Bis Ende 2020 wollen die Verantwortlichen die Zahl der Trassenvarianten auf dann nur noch einen Vorschlag reduzieren.
Wenn Tirol die Gemeinden vom Durchgangs- und Ausweichverkehr entlasten wolle, so wäre es laut Scheuer ein erster wichtiger Schritt, die Inntalautobahn bis Kufstein-Süd wieder mautfrei zu stellen. Das wäre ein "Signal" für eine "intelligente Lösung" der Verkehrsprobleme, so Scheuer.
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