Scheinwerfer-Attacken auf Atomkraftwerke

Mit spektakulären Aktionen protestierte die Umweltschutz-Organisation Greenpeace gegen die Verlängerung der Betriebszeiten. Auch in Grafenrheinfeld rückte ein Team an
GRAFENRHEINFELD Greenpeace-Aktivisten haben am Dienstag an den drei bayerischen Kernkraftwerken gegen längere Laufzeiten protestiert. In den frühen Morgenstunden projizierten die Umweltschützer den Slogan „Atomkraft schadet Deutschland“ an die Reaktoren und Kühltürme der Kraftwerke Grafenrheinfeld bei Schweinfurt, Isar bei Landshut und Gundremmingen in Schwaben.
„In Bayern ist nichts passiert. Es ist alles sehr friedlich gelaufen“, sagte eine Greenpeace-Sprecherin in Hamburg. Die Aktionen der sechs bis zehn Mann starken Teams hätten zwischen 4 und 7 Uhr stattgefunden. Ob in den nächsten Tagen weitere Proteste geplant sind, wollte die Sprecherin nicht sagen.
Das Bundeskabinett hat das umstrittene Energiekonzept durchgewunken
Die Umweltschützer verlangen die Abschaltung der sieben ältesten Reaktoren sowie des nach Pannen stillstehenden Meilers Krümmel in Schleswig-Holstein und einen endgültigen Atomausstieg bis 2015.
Ungeachtet der Proteste beschloss das Bundeskabinett am Dienstag sein umstrittenes Energiekonzept mit längeren Atomlaufzeiten. Nach dem Willen von Union und FDP sollen die sieben vor 1980 ans Netz gegangenen Meiler acht Jahre länger laufen, die übrigen zehn 14 Jahre länger. Damit würde der letzte Atommeiler nicht vor dem Jahr 2036 vom Netz gehen.
Dafür will die Regierung im Gegenzug rund 30 Milliarden Euro von den zusätzlichen Gewinnen der Betreiber abschöpfen. SPD und Grüne hatten 2002 im Atomgesetz einen Ausstieg bis 2022 vereinbart.
Greenpeace-Energieexperte Tobias Münchmeyer sagte: „Die Gefahr der radioaktiven Verseuchung durch einen schweren Reaktorunfall ist nicht gebannt. Es wird immer mehr hoch radioaktiver Atommüll produziert, für den es kein Endlager gibt.“ Eine Laufzeitverlängerung würge zudem die erneuerbaren Energien ab. „Das sogenannte Energiekonzept der Bundesregierung ist nicht mehr als die Verpackung für ein milliardenschweres Geldgeschenk an die Atomkonzerne.“ dpa/azn